1. Ist die Bibel Gottes Wort?

1 Predigt „Die Bibel – Gottes Wort?“ (Reihe: Zündstoff) am 26.4.2015 im MGD Claus Scheffler „Ist die Bibel nun Gottes Wort: JA oder NEIN?“ 1. Ist d...
Author: Klara Albert
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1 Predigt „Die Bibel – Gottes Wort?“ (Reihe: Zündstoff) am 26.4.2015 im MGD

Claus Scheffler

„Ist die Bibel nun Gottes Wort: JA oder NEIN?“

1. Ist die Bibel Gottes Wort?

…fragte jemand neulich. Er wollte eine klare Antwort, denn das ist ja nun grundlegend: Wenn die Bibel „Gottes Wort“ ist, kann ich mich darauf verlassen. Dann spricht Gott hier zu mir. Wenn nicht, sind es nur Menschenmeinungen. Also: „Ist die Bibel nun Gottes Wort?“ Kurze Rückfrage dazu: „Was heißt GOTTES WORT?“ Dazu steht was im Johannes-Evangelium, Kapitel 1, Vers 1. Der erste Satz. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Kennen Sie diesen Text?  absolut tiefsinnig und spannend. Wenn Sie neue Aspekte von Jesus kennen lernen wollen, schauen Sie in das Johannes-Evangelium!) Allerdings scheint der Text nicht ganz logisch: War das Wort nun bei Gott, oder war Gott selbst das Wort? Und wie kann er ein Wort sein? Vers 14: Und das Wort wurde Fleisch und lebte unter uns. Das Wort Gottes wurde ein lebendiger Mensch: Jesus Christus. Er lebte unter uns. Und jetzt ist auch das logische Problem gelöst: Jesus ist sowohl bei Gott, als auch Gott selbst.

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Weiter heißt es im Johannes-Evangelium, Kap. 1, Vers 3: Alles ist durch das Wort entstanden, und es gibt nichts, das ohne es entstanden ist Das passt zur Schöpfungsgeschichte, 1. Mose, Kapitel 1, Verse 1 – 3: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer und der Geist Gottes schwebte über allem. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Gott sprach – und es geschah: Alles ist durch das Wort entstanden. Und es gibt nichts, das ohne es entstanden wäre. Gottes Wort wirkt. Es ist schöpferisch. Es ist mächtig. Was ist jetzt also „GOTTES WORT“? Im Johannes-Evangelium steht: Im Anfang war das WORT. Es ist auf griechisch geschrieben, und im Original heißt es: (én archè èn ho lògos): εν αρχη ην  im Anfang war „der Logos“.

ο λογος

LOGOS heißt: „das WORT“. Es heißt aber auch: Der Gedanke, Der Plan, Die Wahrheit, Der Geist. All das ist gemeint, wenn wir vom „Wort Gottes“ sprechen. Am Anfang war der Geist, der über allem schwebte. Am Anfang war der Gedanke an eine lebendige Welt. Am Anfang war der Plan für die Schöpfung. Am Anfang war nichts als die Wahrheit Gottes. Am Anfang war das Wort, der LOGOS. Daher ist meine Antwort auf die Frage vom Anfang:

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JA, die Bibel ist GOTTES WORT! Sie enthält seine Gedanken, seinen Plan für die Welt und für jeden von uns. In der Bibel steckt Gottes Geist, sie ist voll von seiner Wahrheit und sie wirkt: Sie schafft Wirklichkeit! Die Bibel ist Gottes Wort, und deshalb sollen wir sie kennen lernen und uns in der Bibel auf Gottes Spur begeben! Die Bibel ist ein Schatz! Heben Sie ihn, sonst verpassen Sie Gottes Wort!

2. Ist die Bibel wörtlich von Gott?

Nächste Frage: „Wenn die Bibel Gottes Wort ist, stammt sie dann wortwörtlich von Gott?“ Anders gefragt: „Muss ich dann jedes Wort der Bibel auf die Goldwaage legen?“ Oder: Jeden Gedanken, jedes Thema. Ist alles von Gott oder sind es nur ausgewählte Stellen? Das ist jetzt etwas komplizierter zu beantworten. Ich versuche mich mal anzunähern. Und ich beginne wieder mit einer kurzen Rückfrage dazu. Was meinen Sie: Wenn ich hier predige – ist das dann Gottes Wort?  zunächst einmal ist es natürlich mein Wort, es sind meine Gedanken.  Andererseits geht es schon um Gott. Ich spreche von ihm, von seinen Gedanken und Plänen. Und bevor ich die Predigt geschrieben habe, habe ich um die Inspiration durch den Heiligen Geist gebetet.  Ich hoffe, dass ich in Kontakt zu Gott stehe

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und vor allem dass er in Kontakt mit mir ist. Insofern ist es dann doch irgendwie Gottes Wort, was ich predige. Oder? Und dann gibt es ja auch noch Sie. Sie hören meine Predigt. Und möglicherweise denken Sie darüber nach. Sie sind hoffentlich kritisch, aber Sie wollen auch etwas von Gott hören. Sie sind neugierig, Sie wollen im Glauben weiter kommen. Das, was ich sage, trifft auf Ihre Lebenserfahrungen und Ihre Lebenswirklichkeit. Das ist Ihr Horizont, mit dem Sie mein Wort und Gottes Wort verstehen, und damit Ihr Kriterium, um es zu bewerten. Und das ist jetzt der Moment, an dem der Glaube lebendig werden kann: Wenn Gottes Wort, das durch meine Worte formuliert ist, auf Ihre Lebenswirklichkeit trifft und etwas bewirkt. Erinnern Sie sich an die Schöpfung: Gott sprach – und dann geschah etwas. Gottes Wort schuf eine neue Wirklichkeit. Darum geht es im Glauben: Gott wirkt in die Welt hinein, und er nutzt dazu Menschen. In einer Predigt steckt also hoffentlich das Wort Gottes – Aber sie ist nicht wortwörtlich von Gott diktiert. Nicht jeder Gedanke, nicht jedes Thema stammt von ihm. Und so ähnlich ist das auch in der Bibel.

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Gott hat Menschen genutzt, er hat sie eingebunden. Er hat sie zu Zeugen gemacht, so wie Jesus das mit seinen Jüngern tat. Und das alles geschah und geschieht in unterschiedlichen Zeiten. Das heißt aber zugleich, dass es Bibeltexte geben kann, die in eine bestimmte Zeit gehören und heute nicht mehr gelten. Die Bibel ist von Menschen geschrieben, in deren Lebenswirklichkeit hinein Gott gesprochen hat. Was sie dann gehört und letztlich aufgeschrieben haben, ist immer von dieser Lebenswirklichkeit beeinflusst. Wir kommen also nicht drum herum, selbst zu denken, selbst zu beten und Gott darum zu bitten, einen Text verstehen zu können.

Im Islam ist das Verständnis so, dass der Koran dem Profeten Mohammed diktiert wurde. Deshalb darf kein einzelnes Wort in Frage gestellt werden. Alles ist von Gott. Die Heilige Schrift, also der Koran, ist die letztgültige Offenbarung Gottes. In unserem Glauben ist das grundlegend anders. Bei uns ist Jesus Christus, Gottes Sohn die letztgültige Offenbarung Gottes. In Jesus Christus zeigt sich Gottes Wille. Und deshalb ist es bei uns so wichtig, dass wir eine Beziehung zu Jesus entwickeln. Es kommt auf die Beziehung an, die Nähe. Jesus spricht mit Ihnen. Und wenn er jetzt dasselbe zu Ihnen sagt oder zu mir, dann kann das eine durchaus unterschiedliche Bedeutung haben – das hängt nämlich von unserer Lebenswirklichkeit ab!

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Im Gegensatz zum Islam ist der christliche Glaube keine Gesetzesreligion, sondern es kommt auf die Beziehung zu Gott an. Die müssen wir daher pflegen! Wenn wir daher meinen, dass wir die Bibel wortwörtlich nehmen könnten, kann uns das sogar wegführen von dem, worum es Gott eigentlich geht! Denn eigentlich geht es Jesus darum, dass wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen. Eigentlich geht es um diese Beziehungen. Jedes Gebot der Bibel, das dieses Eigentliche stärkt, ist gut. Jedes Gebot, das das nicht mehr tut, ist überflüssig. Es war vielleicht mal gut, ist es aber nicht mehr. Deshalb sagt Jesus: Der Sabbat und das Sabbatgebot sind für den Menschen da – und nicht umgekehrt. Und deshalb setzte er sich über dieses Gebot schon mal hinweg.

3. Ist die Bibel dann noch „Heilige“ Schrift?

Aber wenn die Bibel nicht wortwörtlich von Gott ist: Auf was kann man sich dann verlassen? Ist sie dann noch „heilig“, „Heilige Schrift“? Über dieses Thema haben wir zuletzt viel gesprochen. Jemand sagte: Die Evangelien z.B. sind doch erst Jahrzehnte nach Jesu Tod aufgeschrieben worden. Da wird doch vieles in Vergessenheit geraten sein. Oder man erinnert es ganz anders, als es wirklich war. Erinnern Sie sich noch, was Sie vor 30 Jahren erlebt haben? (Falls Sie da schon lebten).  Erinnert sich jemand an das Fußballspiel HSV – Real Madrid?

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Halbfinale des Cups der Landesmeister. 1980. 5:1 im Volksparkstadion Ich erinnere das Ergebnis und die Stimmung im Stadion  das Ergebnis ist eine Tatsache.  die Stimmung kann ich beschreiben, sie lebendig machen. Dabei ist es letztlich egal, was exakt auf der Tribüne passiert ist. Wenn ich es beschreibe, kann sich das jeder vorstellen.  Und erinnert sich jemand an den 11. September 2001? Wir würde es sicherlich nicht wörtlich gleich beschreiben. Aber die wichtigsten Tatsachen kennt jeder von uns. Und was das in den Menschen bewirkte, wissen wir auch – vor allem: Was das in mir bewirkte. Vielleicht habe ich nicht wirklich den ganzen Nachmittag über gebannt vor dem Fernseher gesessen. Aber wenn ich das später so beschreibe, drückt es doch exakt das aus, was war.

M.a.W.: Die wichtigsten Dinge können wir so beschreiben, wie sie den Tatsachen entsprechen. Das ist nicht in jedem Einzelfall so. Das ist aber dann so, wenn viele Menschen dasselbe beschreiben. Dann ergänzt es sich oft sogar, was man da schreibt. So ist das, wenn wir vom 11. September 2001 sprechen. Und so war das, als die ersten Christen z.B. von Jesus und der Auferstehung sprachen. Das war ein Erlebnis, das sich in der Seele festgebrannt hatte.

Kann man sich auf das verlassen, was da in der Bibel steht? Ich glaube schon. Ich verlasse mich drauf.

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Aber kann man sich auf alles verlassen? Ist die Schrift wirklich „heilig“?  das fragten schon die ersten Christen. Und jetzt sehen wir mal rein in die Bibel.  wir haben es eben in der Lesung gehört. So steht es geschrieben im 2. Petrusbrief: 16 Wir haben doch keine schönen Märchen erzählt, als wir euch von der Macht unseres Herrn Jesus Christus und von seinem Erscheinen berichteten. Mit unseren eigenen Augen haben wir ihn in seiner ganzen Größe und Herrlichkeit ja selbst schon gesehen. 19 Umso fester verlassen wir uns jetzt auf das, was Gott durch seine Propheten zugesagt hat. Auch ihr tut gut daran, wenn ihr darauf hört. Denn Gottes Zusagen leuchten wie ein Licht in der Dunkelheit, bis der Tag anbricht und der aufgehende Morgenstern in eure Herzen scheint. Petrus macht das ganz geschickt, er ist ein guter Prediger. Er fängt mit dem an, was er und viele andere der ersten Christen selbst erlebt hatten: Wir waren ja dabei, erklärt er, und nicht nur ich alleine, sondern viele von uns. Wir haben euch berichtet, was wir erlebt haben. Vielleicht hatte Petrus im Gottesdienst der Gemeinde auch immer mal wieder Interviewpartner, die von ihrem Erleben berichteten. Haben wir hier ja auch. So, und dann kommt der eigentliche Knackpunkt. In der Gemeinde gab es vermutlich Menschen, die sagten: Das was ihr selbst erlebt habt, das glauben wir euch gerne. Aber was ist mit dem, was lange zurückliegt? Z.B. mit den Profeten des Alten Testaments. Ist das auch Gottes Wort?

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Oder ist das überholt, weil es ja lange zurückliegt? Und da sagt Petrus: 19 Umso fester verlassen wir uns jetzt auf das, was Gott durch seine Propheten zugesagt hat. Auch ihr tut gut daran, wenn ihr darauf hört. Denn Gottes Zusagen leuchten wie ein Licht in der Dunkelheit, bis der Tag anbricht und der aufgehende Morgenstern in eure Herzen scheint 21 Denn niemals haben sich die Propheten selbst ausgedacht, was sie verkündeten. Immer trieb sie der Heilige Geist dazu, das auszusprechen, was Gott ihnen eingab. (Vers 21 wiederholen): Der Heilige Geist trieb sie dazu, das auszusprechen, was Gott ihnen eingab. Und deshalb ist die Heilige Schrift auch „Heilig“. Sie ist heilig, weil sie beschreibt, wie der Heilige Geist im Laufe der Geschichte gewirkt hat. Davon lassen wir uns berühren, auch wenn wir in einer anderen Zeit leben. Und wir vertrauen darauf, dass der Heilige Geist auch in unserer Zeit wirkt. Er tut das z.B. durch die Bibel.

4. Backstein oder Sprungfeder?

Wie soll ich also nun die Bibel verstehen? Worauf kann ich mich verlassen, wenn ich einen Text lese? Sie können sich darauf verlassen, dass der Text vom Heiligen Geist inspiriert ist! Die Texte sind nicht von Gott geschrieben oder diktiert, aber sie sind von Gott inspiriert. „Inspiriert“ – darin steckt das lateinische Wort „Spiritus“. Das bedeutet übersetzt „Geist“. In-spiriert heißt also, dass der Geist hineingeflossen ist, oder dass er die Gedanken eines Autors geleitet hat.

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Erinnern Sie sich, was „WORT GOTTES“ bedeutet, der Logos: Wort, Gedanke, Plan, Umsetzung, Wahrheit. Die Texte der Bibel sind vom Heiligen Geist inspiriert. Wenn Sie sie ernst nehmen wollen, dürfen Sie sie nichtwörtlich wie einen Gesetzestext nehmen. Denn die Bibeltexte haben einen Zweck. Paulus drückt den so aus (im 2. Timotheusbrief 3, 16): Die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben. Sie soll uns unterweisen. Sie hilft uns, unsere Schuld einzusehen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen und so zu leben, wie es Gott gefällt. Wenn in der Bibel von „Schuld“ die Rede ist, dann geht es immer darum, dass unsere Beziehung zu Gott nachhaltig gestört ist und wir unser Lebensziel verfehlen. Der Zweck der Bibel ist, dass unsere Beziehung zu Gott wächst. Deshalb ist das wichtigste Gebot  dass wir Gott lieben. Und unsere Mitmenschen. Und uns selbst.  Dann treffen wir auch unser Lebensziel. Der Autor und Pastor Rob Bell beschrieb das mal so. Er sagte: Die Texte der Bibel sind keine Backsteine, an denen wir uns stoßen, oder die uns am Hals hängen. Und die Bibel ist auch keine Mauer, die wir überwinden müssen. Sondern die Texte der Bibel sind wie Sprungfedern unter unseren Füßen. Mit der Bibel springen wir höher, mit der Bibel kommen wir weiter. Die Bibel bringt uns voran in unserem Leben. Die Bibel zeigt uns aber auch, wo wir festhängen. Dann springen wir nämlich nicht. --

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Wenn es dann gut geht, spüren wir die Herausforderung. Wir hängen noch fest, aber wir spüren, wozu Gott uns herausfordern will. Wenn er sagt: Liebt eure Feinde. Oder: Vergebt einander. Oder: Verkaufe, was du hast, und gib es den Armen. Oder: Stopp jetzt. Kehre um und vertraue mir! Wenn er so etwas sagt, dann kann uns das herausfordern. Wenn Jesus das sagt, dann soll das kein Backstein sein, der um unseren Hals hängt und uns herunterzieht. Sondern es soll eine Sprungfeder sein. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“.

5.

So. Ist die Bibel jetzt Gottes Wort?

Was berührt mich, was fordert mich?

JA. Ist sie. Und deshalb geht es darum, sie zu nutzen. Auf Gott zu hören und zu springen.  das ist tatsächlich unsere Aufgabe als Christen. Damit unsere Beziehung zu Gott wächst. Die Bibel ist ein Buch, in dem die Kraft Gottes steckt. Wenn Sie in der Bibel lesen und das nicht bemerken, dann lesen Sie nicht alleine. Kommen Sie in eine unserer Bibellesegruppen, probieren Sie mal aus, ob das was für Sie ist. Oder kommen Sie in eine unserer Kleingruppen. Mein Kollege Burkhard Senf koordiniert das bei uns und hilft Ihnen weiter, wenn Sie eine Gruppe suchen. Wir hier in der Gemeindeleitung sind der festen Überzeugung, dass so eine Kleingruppe grundlegend wichtig ist. Sie kann jeden einzelnen im Glauben wirklich weiterbringen. Nutzen Sie diese Chance!

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