Aus: G. Bittner (Hg.), Erziehung in früher Kindheit. Neuausgabe 1985. München: Piper, SS. 203‐ 225. Engl. in: ABELIN, E.L. (1975) Some further observations and comments on the earliest role of the father. Internat. J. Psycho‐Anal. 56:293‐302. Die Übersetzung, vom Autor durchgesehen und autorisiert, besorgte Edda Harms.
[überarbeitet 26.6.2015] Ernest L. Abelin (New York)
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Inhalt 1. Besondere Beziehung zum Vater als einer Person, die anders ist als die Mutter (different from mother) ................................................................................ 7 Diskussion: ........................................................................................................................................................... 9
2. Qualitative Besonderheit der Vaterbeziehung ................................................ 10 Diskussion: ......................................................................................................................................................... 10
3. Beziehung zum elterlichen Paar.................................................................. 11 Diskussion: ......................................................................................................................................................... 13
Zusammenfassung ....................................................................................... 15 Namensindex ............................................................................................. 16 Sachindex ................................................................................................. 17 Literatur .................................................................................................. 17 Zusätzliche Literaturhinweise der Übersetzerin ................................................. 19
In diesem Beitrag sollen einige neue Beobachtungen und weitere theoretische Überle‐ gungen zur frühesten Rolle des Vaters dargestellt werden, in Fortführung jener, die ich in der Festschrift für Margaret Mahler (1971 b) beschrieben habe. Damals bezog ich mich auf Untersuchungen, die ich unter Dr. Mahlers Leitung am Masters Childrenʹs Center vor‐ genommen hatte. Bei der Literaturdurchsicht stellte ich zu jener Zeit fest, daß eine frühe positive Rolle des Vaters erst vor kurzem gewürdigt worden war, besonders von Loewald (1951), Gree‐ nacre (1957, 1966) und Mahler (1966; Mahler und Gosliner, 1955). /204/ Während der Übungs‐Subphase des Separations‐Individuationsprozesses, so meint man heute, spiele der Vater eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Neugierde und des frühen phallischen Verhaltens. In der darauffolgenden Subphase der Wieder‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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annäherung kann seine Mitwirkung bei der Befreiung des Ich vom regressiven Sog zu‐ rück in die Symbiose entscheidend sein. Mahler (1966) betont ganz ausdrücklich den nicht‐symbiotischen Ursprung und Charakter der Vater‐Kind‐Beziehung; dadurch ge‐ linge es dem Vater, während dieser Phase »unvorbelastet« (uncontaminated) 1 zu blei‐ ben. In meinen früheren Untersuchungen über die Entstehung der Schizophrenie (Abelin, 1971 a) war ich von der Hypothese einer zusätzlichen Rolle des Vaters ausgegangen, die so‐ wohl traumatisierende als auch organisierende Wirkung in einer prototypischen Erfah‐ rung habe. Diese Erfahrung nannte ich »frühe Triangulation«, um darauf hinzuweisen, daß das Kleinkind in diesem Prozeß die Beziehung zwischen Vater und Mutter, den beiden am stärksten besetzten Objekten, erfassen und internalisieren muß. Zum besse‐ ren Verständnis des vorliegenden Beitrags soll dieses Konzept kurz dargestellt werden. Übereinstimmende Ergebnisse aus der analytischen Rekonstruktion der Familiendy‐ namik und der Entwicklungspsychologie veranlaßten mich zu postulieren, daß sich »frühe Triangulation« im Alter von etwa 18 Monaten ereignet. Während der sensomoto‐ rischen Phase (Piaget, 1947) erlebt das Kind die Welt egozentrisch: als Abfolge sensorischer Eindrücke (»tableaux«), in denen einige Objekte als begehrenswerter oder abstoßender als andere wahrgenommen werden. Das Kleinkind hat keinerlei Möglichkeit, sich selbst als ein getrenntes Objekt zu verstehen, solange es unfähig ist, eine symbolische Vorstel‐ lung (mental image) von sich zu formen, die sich wie andere Objektrepräsentanzen in einem einheitlichen »reversiblen Raum« (Piaget) befindet. Ebensowenig kann es wissen, daß es selbst das begehrenswerte Objekt begehrt. Piaget hat gezeigt, daß die Vorstellung vom Objekt sich aus der Tendenz des Kindes entwickelt, dieses Objekt zu imitieren. Mit etwa 15 Monaten vermag es diese Imitation auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem das Objekt selbst verschwunden /205/ ist. Mit etwa 18 Monaten ist das Objekt internalisiert worden, d. h. die Imitation findet nur noch in Gedanken statt, ohne jede Notwendigkeit für motorische Aktion. Nun handelt es sich also um eine symbolische Vorstellung. Wie läßt sich jedoch dieses Modell der Entwicklung von Vorstellungen auf die Bildung des Selbstbildes (image of the self) ü‐ bertragen? Gewiß nicht über die verblüffenden, aber doch seltenen Erfahrungen vor dem Spiegel, sondern wohl eher über die libidinösen Objektbeziehungen, welche in die‐ ser Phase auf gegenseitiger Spiegelung beruhen, das heißt auf Empathie und letztlich
Anm. d. Übers.: Abelin definiert den Begriff der Kontamination, der, laut Mahler und Gosliner, 1955, erstmals von Ernst Kris gebraucht wurde): „Kontamination impliziert, dass die Mutter zunehmend ambivalent erlebt wird, eben weil sie so intensiv mit libidinöser und aggressiver Triebenergie besetzt ist. Dies wiederum mag teilweise mit dem unvermeidlichen Konflikt zwischen dem regressiven Sog zurück in die symbiotische Entdifferenzierung und dem ›Streben nach Autonomie‹ (Spock 1963) zusammenhängen.“ (Abelin 1971b, S. 231).
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auf zirkulären Interaktionen gegenseitiger Imitation (man denke an das Lächeln, Um‐ armen, Küssen, Schlagen, Jagen und Gejagt‐werden, Geben und Nehmen). Tatsächlich mag ja das machtvolle Streben nach Interaktion mit menschlichen Objekten teilweise in dieser »narzißtischen« Spiegelerfahrung wurzeln. Im Alter von 18 Monaten haben sich schon mehrere solcher Zwei‐Personen‐Beziehungen entwickelt, außer der mit der Mutter ganz besonders die mit dem Vater (Schaffer und Emerson, 1964). Insofern kommt es natürlich vor, daß das Kind die Eltern auch direkt aufeinander bezo‐ gen erlebt. Bei solchen Gelegenheiten wird sich das Kind leicht »ausgeschlossen« fühlen, es kann sich gerade an niemanden wenden, ist wie ein leerer Spiegel. Es sitzt sozusagen zwischen zwei Stühlen, keine der beiden Beziehungen ist derzeit verfügbar. Ihm bleibt nur, den eigenen frustrierten Wunsch in der Aktion des Rivalen wiederzuerkennen. Zum Handeln unfähig, kann es sich selbst wenigstens gedanklich an die Stelle des Riva‐ len setzen. Diese Erfahrung kennzeichnet das Ende des »Egozentrismus ohne ein Ego« im Sinne Piagets. Eine wahre Revolution findet nun statt, vergleichbar mit jener des Ko‐ pernikus: »Es muß hier ein Ich geben, das nach ihr verlangt, so wie er dort.« In der ste‐ reoskopischen Doppelspiegelung durch seine Eltern erlebt das Kind also zum ersten Mal sich selbst. Aus der unbewußten Imitation des symbiotischen Objekts entstehen zugleich der Wunsch nach dem Objekt und die Entdeckung des Selbst. Die gegenseitigen Beziehungen zwischen diesen drei Vorstellungen sind durch begin‐ nende Reziprozität gekennzeichnet, /206/ vergleichbar der »reversiblen Gruppe«, die den Ursprung des Denkprozesses begründet (Piaget, 1947). Sie implizieren eine Neutrali‐ sation aggressiver und libidinöser Impulse zwischen den drei Imagines. Daher wäre zu erwarten, daß ein Scheitern der »frühen Triangulation« gleichzeitig Defizite im Selbst‐ bild, in der Objektliebe und in der Besetzung abstrakter Denkprozesse verursacht. Allgemein gesprochen postuliere ich einen Isomorphismus ‐ eine strukturelle Ähnlich‐ keit zwischen der kognitiven Entwicklung einerseits und einer optimalen psychosozia‐ len und psycho‐sexuellen Entwicklung andererseits. Durch die »Triangulation« kann das Kleinkind sich selbst als Mitglied einer kleinen Gruppe sehen. Wie jede neue und komplexere Ebene der psychischen Organisation wird auch diese anfänglich fragil sein. Sie wird leicht durch die mit ihr unvereinbaren An‐ sprüche auf exklusive »Spiegelung« bedroht, die die vorangegangenen sensorimotori‐ schen Phasen charakterisiert hatte. Und, wie jedes neue Organisationsniveau, kann es aus Abwehr‐ gründen überbesetzt werden (Gressot, 1956). Nun möchte ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen am Masters Childrenʹs Center zusammenfassen:
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1. Die spezifische Beziehung zum Vater während der symbiotischen Phase beginnt etwa ein bis zwei Wochen später als die zur Mutter und zu den Geschwistern. Ist der Vater dem Kind einigermaßen vertraut, fremdelt es ihm gegenüber nie. 2. Zu Beginn der Übungs‐Subphase findet die deutlichste Hinwendung zum Vater statt. Der Vater hat für das Kind eine besondere Erregungsqualität ‐ während zur gleichen Zeit die Mutter als selbstverständlich vorausgesetzte »Heimatbasis« für gelegentliches »Auftanken« erlebt wird. 3. Vater und Geschwister sind lediglich die ersten Gestalten im ständig wachsenden Übungsfeld. Der männliche Erwachsene repräsentiert offenbar die schwierigste und zugleich faszinierendste Art von Objekt für das Kind. Erst lösen Männer hefti‐ ge‐ res Fremdeln aus als Frauen, später werden Männer meist vorgezogen. 4. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Mädchen /207/ neigen früher dazu, sich dem Vater anzuschließen, als Jungen (Anmerkung des Autors, 1984: Ich bezweifle heute diese Beobachtung. Siehe Abelin, 1980, S.156‐157 und 161) 2 und sind fremden Männern gegenüber vorsichtiger. Jungen tendieren früher dazu, sich männlichen Erwachsenen zu nähern, und tun dies in einer eher erforschenden als zärtlichen Weise. 5. Gegen Ende der Übungs‐Subphase tritt die Angst vor Trennung und vor Fremden zurück, und Rivalität wird zum zentralen Konfliktstoff. Diese richtet sich jedoch mehr gegen Gleichaltrige als gegen Erwachsene. Während dieser Subphase bleibt der Vater ein unvorbelastetes Liebesobjekt. 6. Die früheste Vorstellung vom Vater (in Spiel, Phantasie und Träumen) erscheint eini‐ ge Wochen später als die Vorstellung von der Mutter. Er wird zum anderen, noch mächtigeren Elternteil und eignet sich auch als »Berufungsgericht«. Diese Vater‐ Vorstellung mag für die befriedigende Auflösung der Ambivalenz notwendig sein, die die Subphase der Wiederannäherung prägt. Bestätigte die direkte Beobachtung meine Hypothese von der »frühen Triangulation«? An anderer Stelle versuchte ich diese Frage zu beantworten (Abelin, 1971 b, 1971 c). Ganz allgemein war es befriedi‐ gend, bestätigt zu sehen, wie wichtig ein zweites, dann ein drittes und bald eine ganze Hierarchie von Objekten für . das Kind während der Übungs‐Subphase ist, wobei der Vater gewöhnlich die anderen überragt. Es gelang auch, die Tatsache nachzuweisen, daß das Ringen um Aufmerksamkeit, Neid, Rivalität und triangulä‐ re Situationen in der Regel zentrale Themen im späteren Abschnitt dieser Subphase darstellen. Dramatische Triangulierungserlebnisse konnte ich zwar nicht beobach‐ Abelin, E. (1980: Triangulation, the Role of the Father and the Origins of Core Gender Identity During the Rapprochement Subphase. In: Lax, Ruth F., Sheldon Bach and Alexis Burland (eds.) Rapprochement. New York, Jason Aronson, 1980.
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ten, noch wurde mir davon berichtet; aber ich lernte, daß sich die Dinge eben im Laufe der Entwicklung nicht so dramatisch abspielen. Auch fand ich mit dem Ein‐ setzen der Wiederannäherungs‐Subphase manche Umstände, die indirekt auf ein Triangulierungserlebnis schließen ließen. Aber es schienen meistens Gleichaltrige zu sein, nicht der Vater, die als erste Rivalen auftraten. Überdies erschien das erste Selbstbild als das eines hilflosen, separierten Babys, das die Wiedervereinigung mit einer idealisierten Mutter wünscht, die ihm alles geben wird. »Ich will Mammi!« ist die Grunderfahrung der Wiederannäherung. Das /208/ Prinzip des Isomorphismus mit der kognitiven Entwicklung kann uns bei der Konzeptualisie‐ rung helfen, wenn es darum geht zu verstehen, warum die Koordinierung von drei Be‐ ziehungen (sensomotorische Ebene) in einer primitiven, fast fusionierten Repräsentation von zwei Imagines (symbolische Ebene) resultieren sollte: Auf der neuen Ebene muß die Entwicklung noch einmal rekapituliert werden. Die psychische Repräsentation aller drei Objekte als Imagines konstituiert dann den Endpunkt dieser neuen Entwicklung, die ödipale Triangulierung. In der Untersuchung über die kognitive Entwicklung des Kin‐ des nannte Piaget (1947) solche Rekapitulation eine »vertikale Phasenverschiebung«. An dieser Stelle boten sich zwei alternative Interpretationen für die Rolle des Vaters in der frühen Triangulation an. Entweder ist er noch ein unvorbelastetes Objekt: Dann be‐ stünde normalerweise die erste Dreiecksbeziehung zwischen Mutter, Baby und Selbst. In dem Fall wäre meine Rekapitulationstheorie zwar elegant, aber nicht zutreffend. Ich hätte dann wohl eigentlich Vorläufer des Ödipuskomplexes beschrieben. Oder aber der Vater wird als furchterregender Rivale erlebt ‐ dies schienen einige persönliche Beo‐ bachtungen nahezulegen ‐, und diese Wahrnehmung wird vom Kind noch unmittelbar beiseite geschoben, vielleicht verdrängt. Die Vorstellung vom Selbst als einem hilflosen Baby würde in dem Falle eine defensive Regression konstituieren. In jedem Falle ginge man aber davon aus, daß das junge Kind sein Bild von sich selbst auf dem Weg über zwei Objekte, die als Bezugspunkte dienen, gewinnt: Mutter‐Baby‐ Selbst und Vater‐ Mutter‐Selbst. Die erste Triade würde das Selbst im Sinne von Größe oder Alter etablieren, d. h. innerhalb einer Rangordnung. Ich nannte dies »Identifikation mit dem gleichaltrigen Rivalen« (generational identification, i. e. identification with the rival‐peer) (Abelin, 1971 c). Übrigens wäre in diesem Falle eher eine Linie als ein Dreieck. das adäquate Modell, denn das Kind beginnt sich selbst »zwischen« zwei Objekten zu repräsentieren ‐ viel‐ leicht sowohl in der Zeit als auch im Raum. Die zweite Triade, Vater‐Mutter‐Selbst, die eigentliche Triangulation würde die ersten Anfänge /209/ den Beziehungen solcher Kinder erhalten bleibt. Sears et al. (1946), Bach (1946) und Stolz et al. (1954) fanden, daß klei‐ ne Jungen, deren Väter abwesend waren, im allgemeinen weniger aggressiv waren und E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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mehr feminine Züge aufwiesen als Jungen mit verfügbaren Vätern. Während der La‐ tenzzeit wurde diese Neigung überkompensiert. Hetheringtons (1966) Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß die Abwesenheit des Vaters vor dem 4. Lebensjahr des Kindes eine ungünstige Wirkung auf das Wettbewerbsverhalten von Jungen habe. Die Untersu‐ chung von Mischel (1958) ergab, daß die Tatsache, daß der Vater in der Familie fehlte, den höchsten Voraussagewert für die Unfähigkeit des Kindes zum Aufschub von Gratifika‐ tion habe. In einer anspruchsvollen faktorenanalytischen Arbeit fand Siegman (1966) eine Beziehung zwischen manifest antisozialem Verhalten und mehr als einjähriger Abwe‐ senheit des Vaters, bevor das Kind 4 Jahre alt war. Dieses Bündel von antisozialen Fak‐ toren korrespondiert mit dem, was wir orale Charakterzüge nennen würden. Barclay und Cusumano (1967) fanden trotz maskuliner Antworten in Fragebögen die vaterlosen Adoleszenten im Rod‐and‐Frame‐Test »feldabhängiger« als die Kontrollgruppe. Bei die‐ ser Wahrnehmungsaufgabe lagen ihre Antworten näher bei denen der Mädchen. Auch der Bericht von Glazer und Moynihan (1963) ist hier erwähnenswert: Dort war der durch‐ schnittliche IQ von Kindern, deren Väter abwesend waren, mindestens 6 Punkte unter dem der Kontrollgruppe, unabhängig vom ökonomischen und Bildungsniveau. Zu‐ sammenfassend läßt sich sagen, daß die Beeinträchtigung basaler Ichfunktionen bei Kindern, denen in den ersten Lebensjahren eine Beziehung zum Vater gefehlt hatte, nachgewiesen ist. Meine früheren Untersuchungen von Familien schizophrener Kinder schärfte meinen Blick für eine andere Art pathogener elterlicher Konstellationen. Obwohl das schizo‐ phrene Kind für Vater und Mutter je eine wichtige Rolle spielte, fand ich, daß diese Rol‐ len oft untereinander unverträglich waren: Jedes Elternteil entmutigte das Kind, wenn es sich mit dem anderen Elternteil identifizieren wollte. Ähnliche Beobachtungen haben natürlich auch andere gemacht (Lidz et al., 1957). Dies war einer der Gründe, die mich zu meinem Postulat veranlaßten, es gäbe /211/ bei schizophrenen Kindern keine »frühe Triangulation« (Abelin, 1971a). In unserer Untersuchung am Masters Childrenʹs Center neig‐ ten einige Mütter aufgrund ihres eigenen pathologischen Narzißmus dazu, Beziehungen des Kindes zu dritten Objekten zu verhindern. In einigen Fällen betraf dies sogar die Beziehung zum Vater. Es wäre interessant, die Auswirkungen solchen Verhaltens der Mutter auf die spätere Entwicklung des Kindes zu untersuchen, aber das war in unserer kleinen Beobachtungsstudie nicht möglich. Beim Abfassen meines früheren Berichts (Abelin, 1971 b) fand ich es hinderlich, daß wir kaum je die Beziehung zum Vater direkt beobachtet hatten und schon gar nicht triangu‐ läre Situationen in ihrer natürlichen Umgebung. Wir waren uns am Masters Childrenʹs Center immer bewußt, daß gerade das Allerwichtigste, nämlich diese intime Interaktion
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zwischen Eltern und Kindern, auch mit unserer Methode noch nicht erfaßbar war, mit‐ bedingt durch das verständliche Zögern der Eltern, hierüber zu berichten. In dieser Arbeit möchte ich gerne einen Fallbericht vorstellen, in dem die meisten der obengenannten Hindernisse umgangen werden konnten. Michael war ein ausgegliche‐ ner, umgänglicher Junge, das erstgeborene Kind. Seine Eltern waren feinfühlige und zuverlässige Beobachter. Ich hatte nicht den Eindruck, daß ihr Interesse an meinen For‐ schungen oder das häufige Berichten sie im Umgang mit dem Kind übermäßig befangen machte. Außerdem hatte ich in seinen ersten beiden Lebensjahren, auf die sich dieser Bericht bezieht, häufig Gelegenheit, Michael im Umgang mit seinen Eltern selbst zu be‐ obachten. Es ist natürlich unmöglich, persönliche Voreingenommenheit in einer so aus‐ gedehnten und intimen teilnehmenden Beobachtung auszuschalten. Aber wie sonst sollen wir besseren Einblick in die wichtigen frühen Erfahrungen innerhalb der Familie gewinnen? In diesem Fall fand ich es recht schwer, meine früheren Hypothesen zu bes‐ tätigen oder zu verwerfen oder auch nur Entwicklungsstadien zu unterscheiden. Dies lag an der Vielfalt widersprüchlicher Beobachtungen, die durch das stündliche, tägliche, wöchentliche Auf und Ab der Entwicklung sowie die komplexen Einflüsse auf die Aufmerksamkeit, durch äußere Bedingun‐ /212/ gen usw. zustande kamen. Natürlich wurde eine frühe Abhängigkeit an den Vater festgestellt. Aber sie war so offenkundig und trat so früh in Erscheinung, daß es nicht einfach war, sie von der Beziehung zur Mutter zu unterscheiden. Tatsächlich erschien es fast unmöglich, Perioden oder Situati‐ onen zu beschreiben, in denen Michael ganz offensichtlich die Mutter dem Vater vorzog oder umgekehrt. Noch komplizierter wurden die Dinge dadurch, daß eine Beziehung zu Vater und Mutter als Paar sich viel früher entwickelte, als ich erwartet hatte.
1. Besondere Beziehung zum Vater als einer Person, die anders ist als die Mutter (different from mother)
Im Alter von 4 Monaten und 3 Wochen zeigte Michael eindeutig, daß eine besondere Beziehung zum Vater entstanden war ‐ zwei Wochen, nachdem uns die symbiotische Qualität von Michaels Beziehung zur Mutter aufgefallen war. Mit etwa 6 Monaten war evident, daß er bereits in der Lage war, zwischen den drei Erwachsenen, die mit ihm zusammenlebten (es gab noch eine Haushälterin), zu unterscheiden und mit jedem ein‐ zelnen eine Bindung einzugehen. Mit dem Vater veranstaltete er bestimmte rituelle Spiele, die sie gemeinsam entwickelt hatten. Diese Spiele waren nicht besonders »väter‐ lich«, sie waren eben nur »anders«. Als er 7 Monate alt war, sank seine Stimmung je‐ desmal, wenn seine Mutter fort war, aber er konnte ebensogut beim Vater wie bei ihr E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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»auftanken«, z. B. indem er für einige Augenblicke den Kopf gegen seine Schulter lehn‐ te. Und wenn der Vater abwesend war, konnte sich seine Stimmung auch verschlech‐ tern. Manchmal schien er lieber von der Mutter hochgenommen zu werden, zu anderen Zeiten lieber vom Vater. Zu jener Zeit begann ich die Idee vom dem zu entwickeln, was ich später das »spezifi‐ sche Auftanken« (specific refueling) genannt habe (was wiederum objektspezifische Li‐ bido voraussetzen würde). Diese Hypothese erwies sich als unentbehrlich, um die diversen Veränderungen in der Stimmung und in den Vorlieben zu verstehen, die wäh‐ rend der ersten 18 Monate in Michaels Leben vorkamen. Zum Beispiel beobachtete ich, wie er mit 8 Monaten, nachdem er bei einem der Eltern »aufgetankt« hatte, /213/ zu dem anderen ging, um das gleiche zu tun, und so fort, hin und her. Dieses Verhalten schloß auch die Haushälterin ein, wenngleich nicht so deutlich. Grundsätzlich wollte er bei dem Elternteil »auftanken«, der für längere Zeit abwesend gewesen war. Je länger die Abwesenheit gedauert hatte, um so größer sein Bedürfnis nach »Auftanken«. Dies war der Grund dafür, daß er häufig seinen Vater zu bevorzugen und die Mutter mehr oder weniger zu übersehen schien, aber es konnte eben auch umgekehrt sein. Wir kön‐ nen natürlich davon ausgehen, daß das Entstehen solcher libidinöser Besetzungen die stetig wiederholte Verfügbarkeit des diesbezüglichen Elternteils während der ersten Monate voraussetzt. Mehr noch, zur Aufrechterhaltung solcher Spezifizierung bedarf es vielleicht immer wieder der Auffrischung. Wir wissen noch viel zu wenig über die qua‐ litativen und quantitativen Faktoren, die beim »spezifischen Auftanken« wirksam sind. Hier folgen einige weitere Beobachtungen, die zum Verständnis einiger Aspekte der libidinösen Spezifizität beitragen können. Im Alter von 9 ½ Monaten hatten sich Michaels Bindungen an beide Eltern vertieft und erweitert. Eines Tages kam der Vater mittags für eine Stunde nach Hause, als Michael gerade mit der Haushälterin allein war. Er kletterte auf seines Vaters Schoß, lehnte sich ganz ruhig an ihn, nahm dann den Kopf des Vaters, umarmte und küßte ihn − »zartlich und beinahe reif«, kommentierte der Vater. Als der Vater fortging; winkte Michael wie immer, wurde dann aber völlig gleichgültig und schlaff und schlief innerhalb weniger Minuten ein. Auch mit der Mutter hatten seine Eltern ähnliche Sequenzen beobachtet. Mit 12 ½ Monaten schien Michael seine Mutter vorzuziehen, die sich als zärtlicher und nachsichtiger erwiesen hatte als der Vater. Also war bei der Wahl des Lieblingsobjekts Verläßlichkeit der Befriedigung ins Spiel gekommen. Nichtsdestoweniger suchte er beim Vater Trost, als er mit 14 Monaten die Treppe heruntergefallen war, und nicht bei der Mutter. Überhaupt kehrte er zu seiner blinden Liebe zum Vater zurück. Übrigens hatte er gerade zu laufen begonnen.
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Hier erhebt sich eindeutig die Frage nach einer »symbiotischen« Qualität in Michaels Vaterbeziehung. Das stünde in Wi‐ /214/ derspruch zu meiner damaligen, von Mahler und Greenacre übernommenen Auffassung von der Rolle des Vaters, besonders im Hin‐ blick auf einen Jungen. Mehrfach konnte ich diese Qualität während meiner Beobach‐ tungen spüren; und zwar bereits im Alter von 5 Monaten und immer noch, als er schon 2 Jahre alt war. Ich habe Beispiele dafür, daß Michael im Alter von 8, 9, 11, 13 und 19 Monaten vom Vater beruhigt und getröstet wurde und eher an dessen Schulter ein‐ schlief als bei der Mutter. Dies geschah sogar, als Michael an Fieber erkrankt war. Den‐ noch war Michaels Beziehung zur Mutter gewiß nicht flacher oder weniger warm, und der Vater schien nicht ungewöhnlich »mütterlich« mit dem Jungen umzugehen.
Diskussion: »Spezifisches Auftanken« ist eine unter mehreren verschiedenen Beobachtungen, aus denen auf die libidinöse Besetzung eines spezifischen Objekts geschlossen werden kann. Eine weitere ist das Fehlen von Fremdeln (siehe Abelin, 1971 b). Die Manifestationen spezifi‐ scher Besetzung sind untrügliche Zeichen dafür, daß die Subphase der Differenzierung einsetzt. Während dieser Durchgangsphase scheinen alle spezifischen Objekte des Kin‐ des ein wenig die symbiotische Qualität der Mutterbeziehung zu erhalten. Ich meine allerdings, daß während des ganzen Oszillierens der symbiotische Wirkungskreis der Mutter im Zentrum bleibt, denn er wurzelt letztlich in den rhythmischen Interaktionen der pränatalen Phase (Mahler, 1960). Diese zentrale Position ist es, die sich in der Wieder‐ annäherungsphase abermals deutlich bemerkbar macht. Der Begriff des »spezifischen Auftankens« beinhaltet eine Herausforderung an be‐ stimmte gängige Grundsätze der psychoanalytischen Theorie. Er paßt zum Beispiel nicht recht zu der Vorstellung der Bedürfnisbefriedigung − selbst wenn wir eine Mi‐ schung von Bedürfnissen (melange of needs) einräumen −, da die gleichen »Bedürfnis‐ se« anscheinend durch jedes spezifische Objekt wieder aufs neue geweckt werden. Darum ist es ja auch so schwer zu erklären, warum ein neues Liebesobjekt scheinbar erschöpfte Begierde oder Leidenschaft wieder entfachen kann, oder auch, warum Ge‐ fühle für dasselbe Objekt nach einer Trennung verstärkt wieder aufleben können. Hof‐ fen wir, daß ein besseres Verständnis des »spezifischen Auftankens« helfen wird, /215/ Licht auf solche Phänomene zu werfen und dadurch unsere Theorie zu bereichern. Ich will nun eine andere Folge von Beobachtungen darstellen, die nahelegt, daß die Va‐ terbeziehung zumindest teilweise qualitativ anders ist als die Mutterbeziehung.
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2. Qualitative Besonderheit der Vaterbeziehung Bereits im Alter von 6 bis 7 Monaten schien Michael munter zu werden, wenn er sei‐ nen Vater sah. Er wurde gespannt, wach und aktiv. Keine andere Person rief eine solche Reaktion bei ihm hervor. Häufig stellte er sich auf Zehenspitzen. Schon mit 8 Monaten schien er den Vater als Energiespender zu erleben. Mit 13 ½ Monaten waren bestimmte »Übungsaktivitäten« von Michael deutlich mit dem Vater assoziiert. Begeistert imitierte er ihn am Lenkrad des Autos oder trug eine Aktentasche spazieren. Zwei interessante Beobachtungen stammen von Festen. Michael war damals 8 ½ be‐ ziehungsweise 13 ½ Monate alt. Bei beiden Gelegenheiten schien er sich genau so viel, wenn nicht mehr, und in ähnlicher Weise für andere Männer zu interessieren wie für seinen Vater. Ab und zu verlangte er aber nach der Mutter und wollte dann keinen an‐ deren um sich haben. Solche Beobachtungen legen den Schluß nahe, daß er zu seiner Mutter eine spezifische Beziehung hatte, während sein Vater mehr ein »Vater‐Prinzip« repräsentierte, eine Verkörperung von Aufregung (thrill) und dem Reiz einer noch zu entdeckenden äußeren Welt war. Die Entwicklungen im letzten Teil der Übungs‐ und der Wiederannäherungs‐Subphase wiesen in die gleiche Richtung wie meine früheren Befunde. Wie die meisten Jungen be‐ gann Michael Interesse an der Mechanik zu entwickeln. Diese waren mit dem Wort »Pa‐ pi« und mit solchen Aktivitäten wie Bohren und Hämmern assoziiert. Mit 14 ½ Monaten pflegte Michael in die entgegengesetzte Richtung wie seine Mutter zu spazieren und setz‐ te sich auch in anderer Weise von ihr ab. Aber die Separation von ihr erwies sich als schwieriger: Die Mutter wurde zunehmend »vorbelastet« (contaminated), während der Vater einfach weiterhin bewundert und geliebt wurde. Anscheinend war sich Michael der Liebe des Vaters weitaus weniger sicher und ließ sich / 216/ daher leichter auf dessen Wünsche ein, als auf die der Mutter. Mit etwa 17 Monaten begann er, die verbietenden Ges‐ ten des Vaters nachzumachen, wenn ein Verzicht von ihm verlangt wurde, den er schwer zu leisten fand. Seit der Zeit war die Autorität des Vaters effektiver als die der Mutter.
Diskussion: Die Verschiedenheit der Beziehung des Kindes zum Vater von der zur Mutter, wie sie in meiner früheren Arbeit (Abelin, 1971 b) dargelegt wurden, konnte bestätigt werden. Es ließe sich spekulieren über einen eventuellen Zusammenhang zwischen Vater‐ Beziehung und der aufrechten Haltung und später der Lokomotion. Frühen Negativismus gegenüber der Mutter hat man als Versuch des Kleinkindes an‐ gesehen, seine noch ungefestigte Autonomie zu verteidigen, weil sie durch Regression zur Symbiose mit der nun »verdorbenen« (contaminated) Mutter bedroht scheint. Al‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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lerdings darf man nicht vergessen, daß solcher Negativismus nur möglich ist, weil die Liebe der Mutter als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dies trifft nicht auf die Liebe des Vaters zu, und daher wird dieser zu einer Quelle von Autorität und Disziplin − so‐ gar viel früher, als wir erwartet hatten. Immerhin scheint sich die Beziehung zum Vater trotz dieser Unterschiede schon von den ersten Wochen an neben der Beziehung zur Mutter zu entwickeln und an vielen ihrer »symbiotischen« Qualitäten teilzuhaben. Von der Beobachtung her ist es daher schwierig zu behaupten, daß der Vater zu einem bestimmten Zeitpunkt »erscheint«, als käme er von außerhalb. Zumindest in unserer Kultur überschneiden sich die Bereiche wahrscheinlich.
3. Beziehung zum elterlichen Paar Als Vertreter der Hypothese von der »frühen Triangulation« hatte ich erwartet, daß Michael sich irgend wann in der späteren Übungs‐Subphase mit seiner Beziehung zu beiden Eltern auseinandersetzen würde. Erst da würde er deren Beziehung untereinan‐ der gewahr werden und sich hauptsächlich damit beschäftigen. Aber auf die Frühreife und auf die Richtung, die diese Entwicklung nahm, war ich nicht vorbereitet. /217/ Im Alter von 7 ½ Monaten schrie er einmal die ganze Nacht verzweifelt, bis seine El‐ tern ihn schließlich in ihr Bett nahmen. Dort war er vollkommen glücklich und munter zwischen den beiden, wobei er entschieden dazu neigte, näher beim Vater zu bleiben. Dies könnte man auf das »spezifische Auftanken« beziehen, denn der Vater war 48 Stunden abwesend gewesen. Als Michael sich einige Tage später in der gleichen Situati‐ on befand, pendelte er zwischen Vater und Mutter hin und her. Eines Morgens schien er nach seinem Vater im elterlichen Bett zu suchen, wurde durch dessen Abwesenheit zu‐ nächst irritiert, nahm dann aber eifrig seinen Platz ein und schlief neben der Mutter ein. Es schien ihm zu der Zeit bewußt zu sein, daß seine Eltern zusammengehörten und zu‐ sammen schliefen. Von nun an pflegte er voller Freude sonntags morgens zu den Eltern ins Bett zu kommen: Es war die einzige Möglichkeit für die Eltern, ihn ruhig zu halten. Eines Tages, als er mit 11 Monaten sah, wie die Eltern sich umarmten und er davon aus‐ geschlossen war, wurde er ganz aufgeregt. Er krabbelte zum Vater und verlangte jam‐ mernd dessen Aufmerksamkeit. Dies war die einzige Gelegenheit, bei der er Unlust zeigte angesichts einer zärtlichen Situation zwischen den Eltern. Es kam früher vor, als ich erwartet hatte; und wenn er jemanden als Rivalen erlebt hatte, so war es seine Mut‐ ter gewesen. Übrigens war er an dem Tage krank und schlecht gelaunt gewesen. Einen Monat später zeigte er bei ähnlicher Gelegenheit nur Gleichgültigkeit.
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Um die folgenden triangulären Beobachtungen verständlich zu machen, muß ich zu‐ nächst einige Entwicklungen aus der frühen Wiederannäherungs‐Subphase beschreiben. Michael hatte in dieser Zeit, als er etwa 16 Monate alt war, damit begonnen, offen um die Aufmerksamkeit von mehr als einer Person zu buhlen. Er wurde aktiv zärtlich zu seinen beiden Eltern, aber er leistete auch Widerstand − manchmal aggressiv, besonders gegen seine Mutter. Außerdem entwickelte er Ansätze zu Reaktionsbildungen: Wurde er ärgerlich, so zögerte er zunächst und umarmte dann seine Mutter − oder, ein paar Wochen später, seinen Vater −, als habe er Angst, ihre Liebe zu verlieren. Er wurde sich genitaler und besonders analer Empfindungen bewußt und lehnte es ab, auf dem Töpf‐ chen zu sitzen. Obwohl er sehr gerne /218/ mit Gleichaltrigen spielte und ihnen nachei‐ ferte, zeigte er manchmal starken Neid, Besitzansprüche und Rivalität ihnen gegenüber, wie ich es in meinem Beitrag zur Festschrift (Abelin, 1971 b) beschrieben habe. Mit 17 ½ Monaten, nach einem Abend im Hause des Babysitters, entwickelte sich plötzlich eine typische »Wiederannäherungskrise«: Er klammerte sich an seine Mutter, war in ihren Armen immer noch unglücklich und spielte so Baby. Am Tage vorher hatte sich folgendes zugetragen: Er genoß es, auf Vaters Arm zu sein, und zeigte kein Verlan‐ gen, zur Mutter zu gehen. Dafür gab er unmißverständlich zu erkennen, die Mutter sol‐ le zum Vater kommen, und er bewegte dann ihre Gesichter aufeinander zu. Als sie sich umarmten und küßten, schien er erst befriedigt, aber nach einigen Minuten schob er die Mutter fort. Nahezu der gleiche Vorgang wiederholte sich nach einem Monat, und von da an wurde es sein liebstes und häufigstes Spiel mit seinen Eltern. Nur das eifersüchti‐ ge Wegschieben wurde nicht wieder beobachtet. Am liebsten war er dabei auf Vaters Arm (als nähme er teil an der Umarmung des Vaters?) und war gleichzeitig gar nicht daran interessiert, selbst geküßt zu werden. Gelegentlich inszenierte er einige komplexere Situationen mit seinen Eltern. Eines A‐ bends, als er etwa 18 ½ Monate alt war, verlangte er, daß sie sich umarmten. Dann ging sein Vater für einen Moment weg, und als er wiederkam, fand er Michael neben der Mutter auf einem Kissen sitzend. Er stand sofort auf und bot dem Vater seinen Platz an. Diesmal wirkte er nicht ganz so entspannt. Als die Eltern begannen, sich zu umarmen, drückte er den Kopf der Mutter weg und ließ sie so tun, als schliefe sie auf dem Tep‐ pich. Er saß rittlings auf ihr und legte sich dann auf sie. Bald kam er jedoch zum Vater herüber, um auf dessen Knien zu reiten, was in aufgeregtes Toben ausartete. Die Mutter durfte sich währenddessen nicht rühren. Schließlich mußte sich der Vater neben sie le‐ gen. Michael assoziierte frei − leider in wildem Kauderwelsch. Schließlich legte er sich zwischen seinen Eltern hin. Mit etwa 2 Jahren führte Michael einige klärende Veränderungen in das Dreiecksspiel ein: Die Haushälterin wurde in die Umarmung der großen, glücklichen Familie einbe‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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zogen. Niemand /219/ durfte ausgeschlossen werden. Einmal rief er: »Kommt, alle sol‐ len kommen!«
Diskussion: Michaels Verhalten scheint in Widerspruch zu meinen Voraussagen über das Modell der »frühen Triangulation« zu stehen: Statt Eifersucht gegen den einen oder anderen Elternteil zu entwickeln, ist es sein größtes Vergnügen, sie zu vereinen und dabei selbst im Hintergrund zu bleiben. Es mag sein, daß sein Verhalten nur die hohe Besetzung kleiner Gruppen nach der »Triangulation« zeigt, wie oben postuliert. Klinische Erfah‐ rungen haben immer wieder gezeigt, daß Kindern der Wunsch bewußt ist, sowohl Mut‐ ter wie Vater zu haben und zu erleben, daß sie gut miteinander auskommen. Selbst bei kleinen Kindern wird dies erschütternd deutlich, wenn Eltern sich streiten oder schei‐ den lassen. Mit 18 Monaten bestand Michael häufig darauf, daß »Vater auch« oder »Mutter auch« mit spazierengehen solle, wenn er nur mit einem von ihnen fortging. Für ihn schien es keinen Ersatz für das Elternpaar zu geben. Gelegentliches Befragen ande‐ rer junger Ehepaare ergab ähnliche Beobachtungen. Als Psychoanalytiker sind wir viel eher darauf eingestellt, die Neigung zum Spalten und das Bedürfnis nach ausschließlicher Beziehung wahrzunehmen. Das Konzept der »frühen Triangulation« kann uns helfen, das weniger archaische, aber nicht weniger reale Bedürfnis des Kindes nach Gruppenharmonie zu verstehen. In Michaels Fall würde dies jedoch voraussetzen, daß er mit 2 Jahren, nachdem er sich mit dem Vater als einem Rivalen identifiziert haben würde, die »frühe Triangulation« erfolgreich bewältigt hätte. Ich bezweifle das: Er hatte kaum ein Elternteil als Rivalen erlebt, und sein Spiel, die Eltern zusammenzuführen, gab nicht wirklich die Wechselbe‐ ziehungen eines Dreiecksverhältnisses wieder. Vielmehr vermied er es ganz offensicht‐ lich, die Aufmerksamkeit und Liebe auf sich zu lenken. Es lag etwas Übertriebenes und zugleich Spöttisches in der Art und Weise, wie er sich von den Eltern eine Liebesszene vorspielen ließ. Vielleicht kam es ihm darauf an, sich selbst aktiv auszuschließen. Als ahn‐ te er dunkel, daß es in Wahrheit andersherum sei: daß er nämlich ein ohnmächtiges, kleines Kind war, das passiv ausge‐ /220/ schlossen werden konnte, und daß er eigent‐ lich in seinem Neid ein Elternteil loswerden wollte: Indem er einfühlsam auf beide ein‐ ging, gelang es ihm, von seinem eigenen begehrlichen, aggressiven Selbst abzulenken, das sich bedrohlich abzeichnete. Mit anderen Worten: Vielleicht wehrte er die Erfahrung der frühen Triangulation ab, indem er sie modifizierte, und vermochte auf diesem Wege doch einige ihrer Aspekte zu assimilieren. Ich nehme an, daß er andeutungsweise die Möglichkeit der Rivalität mit einem Elternteil und des korrespondierenden Selbstbildes empfunden hatte (siehe Beobachtung mit 11 Monaten). Vermutlich vermied er infolge‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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dessen diese Wahrnehmung. In bezug auf andere Kinder waren sein Neid und seine Identifikation viel deutlicher. Entsprechend veränderlich und unbeständig war sein Selbstbild zu dieser Zeit. Wenn er sich selbst im Spiegel oder auf Bildern betrachtete, griff er häufig auf die Bezeichnung »Baby« zurück. Das Wechselhafte und Angsterregende des Selbstbildes in diesem Alter ist bekannt (Zazzo, 1948). Vielleicht wird die »frühe Triangulation«, die als Problemstellung bereits im Alter von 18 Monaten anklingt, normalerweise erst sehr viel später bewältigt. Sie scheint eine Hürde für die Entwicklung darzustellen, mit der jedes Kleinkind auf eigene, individuel‐ le Weise fertig zu werden versucht. Die Identifikation mit dem Baby kann da vielleicht zunächst am geeignetsten sein, und die »Identifikation mit dem gleichaltrigen Rivalen« erfolgt erst später. Aber ich habe auch andere Strategien gesehen: Das Kleinkind kann z. B. auch in reg‐ ressiver Weise an der »Identifikation mit dem Baby« festhalten und sogar die »Identifi‐ kation mit dem gleichaltrigen Rivalen« vermeiden. Es mag versuchen, ein Netz von Beziehungen aus der Zeit vor der Wiederannäherung zu erhalten, indem es seine Objek‐ te so manipuliert, daß sie ihm ständig narzißtische Bestätigung geben und damit sein bedrohtes Allmachtsgefühl aufrechterhalten. Das Kind kann im Sinne der Abwehr seine beiden Elternbeziehungen in eine »gute« und eine »böse« spalten: Dies erlaubt ihm, in der Beziehung zu nicht‐belebten Objekten auf einer triangulären Ebene zu funktionieren (Reversibilität), während die Trieborganisation auf einer /221/ nicht‐neutralisierten E‐ bene fixiert bleibt. In solchen Fällen ist Konkurrenz mit Gleichaltrigen häufig ausge‐ schlossen, wie überhaupt jede Art von »Identifikation mit gleichaltrigen Rivalen«. Ich habe diese Art von »Pseudo‐Triangulation« bei einigen Borderline‐Persönlichkeiten be‐ schrieben (Abelin, 1971 a). Umgekehrt scheinen einige Kinder das elterliche Dreieck auszu‐ schließen und Geschwister oder Gleichaltrige als Grundlage für ihr Selbstbild zu nehmen. Dies mag zu bestimmten narzißtischen Charakterstrukturen führen, die sich durch Unsicherheit in der sexuellen Identität und schwache Über‐Ich‐Entwicklung aus‐ zeichnen. Normalerweise werden wohl viele solcher Lösungen versucht, bevor die Triangulation endgültig bewältigt ist. Diese Anstrengungen mögen später im Persönlichkeitsstil (ego modes) und im Charakter einer Person ihren Niederschlag finden. Aber wenn eine früh‐ reife »Lösung« durch Prädisposition oder durch die familiäre Umwelt verstärkt wird, kann sie zu einer pathologischen Fixierung führen. Weitere Forschungen müssen zei‐ gen, ob sich diese Spekulationen bestätigen lassen. Dies führt zu dem Thema der elterlichen Einstellungen. Wir können nicht nur erwar‐ ten, daß diese die Wahl der Abwehr und der Anpassung verstärken, wahrscheinlich spie‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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len sie überhaupt eine ganz entscheidende Rolle in dieser Wahl. Die Beziehung zwischen den Eltern ist in dieser Hinsicht so bedeutungsvoll wie die Beziehung des Kleinkindes zu jedem einzelnen Elternteil. Zum Beispiel war es für Michael einfach zu erfassen, daß seine Eltern zueinander ein engeres Verhältnis hatten als zu der Haushälterin, da sie oft miteinander fortgingen und − wichtiger noch − da sie zusammen schliefen. (Mit etwa 23 Monaten begann Michael das trianguläre Spiel mit seinem Wort für »Schlafen« zu asso‐ ziieren. Er bat auch darum, mit einem Kaninchen und dem Teddy schlafen zu dürfen.) Über die Auswirkungen von Zwietracht oder Scheidung der Eltern auf Kinder in die‐ sem Alter wissen wir zur Zeit noch sehr wenig. Auch das verdiente weitere Untersu‐ chungen. Möglicherweise lassen sich bestimmte Konstellationen von elterlicher Ein‐ stellung und vom Umgang mit Gleichaltrigen bestimmten Verarbeitungsweisen der »frühen Triangulation« zuordnen. In dieser Erörterung habe ich absichtlich eine Reihe neuer Entwicklungskonzepte ver‐ wendet. Diese stimmen teilweise mit bestimmten Konzepten der Rekonstruktion in der Psychoanalyse überein. Natürlich sind sie durch diese angeregt worden. Noch enger sind sie mit Mahlers Begriffen von Entwicklung verbunden. Darüber hinaus enthalten sie noch eine spekulative Formulierung der zugrundeliegenden Mechanismen, die aus Piagets Entwicklungskonzept abgeleitet wurden. Es mag zu früh sein für den Versuch, Entwicklungskonzepte zur Theorie der Rekon‐ struktion in der Psychoanalyse in Beziehung zu setzen. Erstere sind jedoch eher einer Überprüfung zugänglich und leichter anzupassen. Vielleicht können sie uns helfen, die‐ jenigen aus dem komplexen Geflecht der analytischen Rekonstruktionen auszuwählen, die das breiteste Datenspektrum abdecken und sowohl untereinander eine hohe Über‐ einstimmung haben als auch mit den angrenzenden Wissenschaften in Einklang sind.
Zusammenfassung An Hand einer Langzeitbeobachtung in der familiären Umgebung eines Jungen (Mi‐ chael) während seiner ersten zwei Lebensjahre wird die früheste Rolle des Vaters unter‐ sucht und mein Modell der »frühen Triangulation« präzisiert. Dieses Modell sollte dazu dienen, einige wichtige Erscheinungen in Mahlers Wiederannäherungs‐Subphase aufzu‐ klären, und basierte teilweise auf Piagets Konzepten. Die Ergebnisse wurden entlang von drei Entwicklungslinien dargestellt. 1. Die spezifi‐ sche Beziehung mit dem Vater als einer andersgearteten (different) Person: Die Konzep‐ te des »spezifischen Auftankens« und objektspezifischer Libido werden eingeführt. Es wird angenommen, daß alle spezifischen Objekte des Kindes (besonders der Vater) et‐ was von der symbiotischen Qualität der Beziehung zur Mutter an sich hatten. 2. Ande‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters
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rerseits gab es auch qualitative Eigenarten der Vater‐Beziehung; sie bestätigten meine früheren Befunde und Mahlers Auffassung. 3. Sehr früh begann Michael die Beziehung der Eltern als Paar anzuerkennen. Nachdem er vorübergehend den Anschein einer Riva‐ lität (mit der Mutter!) erweckte, entwickelte er auf dem Höhepunkt /223/ der Wieder‐ annäherungs‐Subphase ein rituelles Spiel, in dem er die Eltern zusammenführte. Dies wird als einer von vielen möglichen Kompromissen diskutiert, die eingegangen werden, solange der angsterregende Prozeß der »frühen Triangulation« noch nicht voll bewältigt werden kann. Wenn dieser Prozeß abgeschlossen ist, führt er zur »Identifikation mit dem Elternrivalen«, Formation eines Selbstbildes und zur positiven Besetzung neutrali‐ sierter Gruppenbeziehungen, was wiederum Symbolisierung voraussetzt. Die weitverbreitete Beobachtung einer »Identifikation mit dem Baby‐Rivalen« mag ei‐ ne andere solche Kompromißlösung darstellen und so ein Vorläufer der »frühen Trian‐ gulation« sein. Es kann auch ein parallel verlaufender Prozeß sein, der zur »Identifikation mit dem gleichaltrigen Rivalen« führt, die von der Identifikation als Mann oder Frau (gender identification) unterschieden wird. Der Isomorphismus dieser Prozesse mit Piagets Konzept der kognitiven Entwicklung wird hervorgehoben. zum Textanfang
Namensindex Abelin, E.L....2, 4, 5, 6, 9, 10, 12, 14
Lidz, T....6
Bach, G.R....5
Loewald, H.W....1
Barclay, A.G....6
Mahler, M....1, 9, 15
Cusumano, D.R....6
Mischel, W....6
Emerson, P.E....3
Moynihan, D.P....6
Glazer, N....6
Piaget, J....2, 3, 5, 15, 16
Gosliner, B.J....1, 2
Schaffer, H.R....3
Greenacre, P....1, 9
Sears, R.R....5
Gressot, M....3
Siegman, A.W....6
Hetherington, E.M....6
Spock, B....2
Kris, E....2
Stolz, L.M....5
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Sachindex 18. Monat 2, 3, 13, 14 Abwesenheit des Vaters 6 Auftanken 4, 8 Borderline 14 Empathie 2 Entdeckung des Selbst 3 Fremdeln 4, 9 frühe Triangulation 2, 3, 4, 5, 6, 11, 13, 14, 15, 16 generational identification 5 Identifikation mit dem Baby 14 Imitation 2, 3 Isomorphismus 3, 5, 16 Kontamination 2 objektspezifische Libido 8, 15 ödipale Triangulierung 5 Reversibilität 14 reversible Gruppe 3 reversibler Raum 2
Rivalität 4, 12, 13, 16 Schizophrenie 2, 6 Selbstbild 2, 3, 5, 14, 16 sensomotorische Ebene 5 sensomotorische Phase 2 Separations-Individuationsprozess 1 spezifisches Auftanken 8, 9, 11, 15 Spiegelung 2, 3 Symbiose 2, 10 symbiotischen Phase 4 Triangulation 3 Übungs-Subphase 1, 4, 11 Ursprung des Denkprozesses 3 Vater-Prinzip 10 Vater-Vorstellung 4 vertikale Phasenverschiebung 5 Wiederannäherung 2, 4, 5, 9, 10, 11, 14, 15, 16 Wiederannäherungskrise 12
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Die Seitenzahlen des Buches von G. Bittner (Hg.), Erziehung in früher Kindheit. Neuausgabe 1985. München: Piper (SS. 203-225) sind im Text angegeben mit \S.#\ . Anders als der Herausgeber kursiviert das O&T-Projekt Autorennamen. Ebenso in diesem Text. Inhaltsverzeichnis, Autoren- und Sachindex sind ebenfalls neu hinzugefügt. Die alte hochdeutsche Rechtschreibung wurde beibehalten. Neues Layout und Textverarbeitung: Detlef Staude 2015.
Die Texte von Dr. Ernst Abelin, Bern stehen unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle NutzungKeine Bearbeitung 2.5 Schweiz Lizenz
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