1. Besondere Beziehung zum Vater als einer Person, die anders ist als die Mutter (different from mother)... 7

Aus: G. Bittner (Hg.), Erziehung in früher Kindheit. Neuausgabe 1985. München: Piper, SS. 203‐ 225.  Engl. in: ABELIN, E.L. (1975) Some further observ...
Author: Ursula Geiger
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Aus: G. Bittner (Hg.), Erziehung in früher Kindheit. Neuausgabe 1985. München: Piper, SS. 203‐ 225.  Engl. in: ABELIN, E.L. (1975) Some further observations and comments on the earliest role  of the father. Internat. J. Psycho‐Anal. 56:293‐302.  Die Übersetzung, vom Autor durchgesehen und autorisiert, besorgte Edda Harms. 

[überarbeitet 26.6.2015]  Ernest L. Abelin (New York)

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Inhalt 1. Besondere Beziehung zum Vater als einer Person, die anders ist als die Mutter (different from mother) ................................................................................ 7 Diskussion: ........................................................................................................................................................... 9

2. Qualitative Besonderheit der Vaterbeziehung ................................................ 10 Diskussion: ......................................................................................................................................................... 10

3. Beziehung zum elterlichen Paar.................................................................. 11 Diskussion: ......................................................................................................................................................... 13

Zusammenfassung ....................................................................................... 15 Namensindex ............................................................................................. 16 Sachindex ................................................................................................. 17 Literatur .................................................................................................. 17 Zusätzliche Literaturhinweise der Übersetzerin ................................................. 19

In diesem Beitrag sollen einige neue Beobachtungen und weitere theoretische Überle‐ gungen zur frühesten Rolle des Vaters dargestellt werden, in Fortführung jener, die ich  in der Festschrift für Margaret Mahler  (1971 b) beschrieben habe. Damals bezog ich mich  auf Untersuchungen, die ich unter Dr. Mahlers Leitung am Masters Childrenʹs Center vor‐ genommen hatte.   Bei  der  Literaturdurchsicht  stellte  ich  zu  jener  Zeit  fest,  daß  eine  frühe  positive  Rolle  des Vaters erst vor kurzem gewürdigt worden war, besonders von Loewald  (1951), Gree‐ nacre (1957, 1966) und Mahler (1966; Mahler und Gosliner, 1955).  /204/    Während  der  Übungs‐Subphase  des  Separations‐Individuationsprozesses,  so  meint  man heute, spiele der Vater eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Neugierde  und  des  frühen  phallischen  Verhaltens.  In  der  darauffolgenden  Subphase  der  Wieder‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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annäherung kann seine Mitwirkung bei der Befreiung des Ich vom regressiven Sog zu‐ rück  in  die  Symbiose  entscheidend  sein.  Mahler  (1966)  betont  ganz  ausdrücklich  den  nicht‐symbiotischen  Ursprung  und  Charakter  der  Vater‐Kind‐Beziehung;  dadurch  ge‐ linge  es  dem  Vater,  während  dieser  Phase  »unvorbelastet«  (uncontaminated) 1   zu  blei‐ ben.   In meinen früheren Untersuchungen über die Entstehung der Schizophrenie (Abelin, 1971 a) war ich von der Hypothese einer zusätzlichen Rolle des Vaters ausgegangen, die so‐ wohl traumatisierende als auch organisierende Wirkung in einer prototypischen Erfah‐ rung habe. Diese Erfahrung nannte ich »frühe Triangulation«, um darauf hinzuweisen,  daß  das  Kleinkind  in  diesem  Prozeß  die  Beziehung  zwischen  Vater  und  Mutter,  den  beiden am stärksten besetzten Objekten, erfassen und internalisieren muß. Zum besse‐ ren Verständnis des vorliegenden Beitrags soll dieses Konzept kurz dargestellt werden.   Übereinstimmende  Ergebnisse  aus  der  analytischen  Rekonstruktion  der  Familiendy‐ namik  und  der  Entwicklungspsychologie  veranlaßten  mich  zu  postulieren,  daß  sich  »frühe Triangulation« im Alter von etwa 18 Monaten ereignet. Während der sensomoto‐ rischen Phase (Piaget, 1947) erlebt das Kind die Welt egozentrisch: als Abfolge sensorischer  Eindrücke (»tableaux«), in denen einige Objekte als begehrenswerter oder abstoßender  als andere wahrgenommen werden. Das Kleinkind hat keinerlei Möglichkeit, sich selbst  als ein getrenntes Objekt zu verstehen, solange es unfähig ist, eine symbolische Vorstel‐ lung  (mental  image)  von  sich  zu  formen,  die  sich  wie  andere  Objektrepräsentanzen  in  einem einheitlichen »reversiblen Raum« (Piaget) befindet. Ebensowenig kann es wissen,  daß es selbst das begehrenswerte Objekt begehrt.   Piaget  hat  gezeigt,  daß  die  Vorstellung  vom  Objekt  sich  aus  der  Tendenz  des  Kindes  entwickelt,  dieses  Objekt  zu  imitieren.  Mit  etwa  15  Monaten  vermag  es  diese  Imitation  auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem das Objekt selbst verschwunden   /205/  ist.  Mit etwa 18 Monaten ist das Objekt internalisiert worden, d. h. die Imitation findet nur  noch in Gedanken statt, ohne jede Notwendigkeit für motorische Aktion. Nun handelt  es  sich  also  um  eine  symbolische  Vorstellung.  Wie  läßt  sich  jedoch  dieses  Modell  der  Entwicklung  von  Vorstellungen  auf  die  Bildung  des  Selbstbildes  (image  of  the  self)  ü‐ bertragen?  Gewiß  nicht  über  die  verblüffenden,  aber  doch  seltenen  Erfahrungen  vor  dem Spiegel, sondern wohl eher über die libidinösen Objektbeziehungen, welche in die‐ ser  Phase  auf  gegenseitiger  Spiegelung  beruhen,  das  heißt  auf  Empathie  und  letztlich 

Anm. d. Übers.: Abelin definiert den Begriff der Kontamination, der, laut Mahler und Gosliner, 1955, erstmals von Ernst Kris gebraucht wurde): „Kontamination impliziert, dass die Mutter zunehmend ambivalent erlebt wird, eben weil sie so intensiv mit libidinöser und aggressiver Triebenergie besetzt ist. Dies wiederum mag teilweise mit dem unvermeidlichen Konflikt zwischen dem regressiven Sog zurück in die symbiotische Entdifferenzierung und dem ›Streben nach Autonomie‹ (Spock 1963) zusammenhängen.“ (Abelin 1971b, S. 231).

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auf  zirkulären  Interaktionen  gegenseitiger  Imitation  (man  denke  an  das  Lächeln,  Um‐ armen, Küssen, Schlagen, Jagen und Gejagt‐werden, Geben und Nehmen).   Tatsächlich mag ja das machtvolle Streben nach Interaktion mit menschlichen Objekten  teilweise in dieser »narzißtischen« Spiegelerfahrung wurzeln. Im Alter von 18 Monaten  haben  sich  schon  mehrere  solcher  Zwei‐Personen‐Beziehungen  entwickelt,  außer  der  mit der Mutter ganz besonders die mit dem Vater (Schaffer und Emerson, 1964).   Insofern kommt es natürlich vor, daß das Kind die Eltern auch direkt aufeinander bezo‐ gen erlebt. Bei solchen Gelegenheiten wird sich das Kind leicht »ausgeschlossen« fühlen,  es kann sich gerade an niemanden wenden, ist wie ein leerer Spiegel. Es sitzt sozusagen  zwischen zwei Stühlen, keine der beiden Beziehungen ist derzeit verfügbar. Ihm bleibt  nur,  den  eigenen  frustrierten  Wunsch  in  der  Aktion  des  Rivalen  wiederzuerkennen.  Zum Handeln unfähig, kann es sich selbst wenigstens gedanklich an die Stelle des Riva‐ len setzen. Diese Erfahrung kennzeichnet das Ende des »Egozentrismus ohne ein Ego«  im Sinne Piagets. Eine wahre Revolution findet nun statt, vergleichbar mit jener des Ko‐ pernikus: »Es muß hier ein Ich geben, das nach ihr verlangt, so wie er dort.« In der ste‐ reoskopischen  Doppelspiegelung  durch  seine  Eltern  erlebt  das  Kind  also  zum  ersten  Mal  sich  selbst.  Aus  der  unbewußten  Imitation  des  symbiotischen  Objekts  entstehen  zugleich der Wunsch nach dem Objekt und die Entdeckung des Selbst.   Die gegenseitigen Beziehungen zwischen diesen drei Vorstellungen sind durch begin‐ nende  Reziprozität  gekennzeichnet,    /206/    vergleichbar  der  »reversiblen  Gruppe«,  die  den Ursprung des Denkprozesses begründet  (Piaget, 1947). Sie implizieren eine Neutrali‐ sation aggressiver und libidinöser Impulse zwischen den drei Imagines. Daher wäre zu  erwarten,  daß  ein  Scheitern  der  »frühen  Triangulation«  gleichzeitig  Defizite  im  Selbst‐ bild, in der Objektliebe und in der Besetzung abstrakter Denkprozesse verursacht.   Allgemein gesprochen postuliere ich einen Isomorphismus ‐ eine strukturelle Ähnlich‐ keit zwischen der kognitiven Entwicklung einerseits und einer optimalen psychosozia‐ len und psycho‐sexuellen Entwicklung andererseits.   Durch  die  »Triangulation«  kann  das  Kleinkind  sich  selbst  als  Mitglied  einer  kleinen  Gruppe sehen. Wie jede neue und komplexere Ebene der psychischen Organisation wird  auch  diese  anfänglich  fragil  sein.  Sie  wird  leicht  durch  die  mit  ihr  unvereinbaren  An‐ sprüche  auf  exklusive  »Spiegelung«  bedroht,  die  die  vorangegangenen  sensorimotori‐ schen  Phasen  charakterisiert  hatte.  Und,  wie  jedes  neue  Organisationsniveau,  kann  es  aus Abwehr‐ gründen überbesetzt werden (Gressot, 1956).   Nun  möchte  ich  die  Ergebnisse  meiner  Untersuchungen  am  Masters  Childrenʹs  Center  zusammenfassen:  

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1. Die  spezifische  Beziehung  zum  Vater  während  der  symbiotischen  Phase  beginnt  etwa ein bis zwei Wochen später als die zur Mutter und zu den Geschwistern. Ist  der Vater dem Kind einigermaßen vertraut, fremdelt es ihm gegenüber nie.   2. Zu  Beginn  der  Übungs‐Subphase  findet  die  deutlichste  Hinwendung  zum  Vater  statt. Der Vater hat für das Kind eine besondere Erregungsqualität ‐ während zur  gleichen  Zeit  die  Mutter  als  selbstverständlich  vorausgesetzte  »Heimatbasis«  für  gelegentliches »Auftanken« erlebt wird.     3. Vater und Geschwister sind lediglich die ersten Gestalten im ständig wachsenden  Übungsfeld.  Der  männliche  Erwachsene  repräsentiert  offenbar  die  schwierigste  und zugleich faszinierendste Art von Objekt für das Kind. Erst lösen Männer hefti‐ ge‐ res Fremdeln aus als Frauen, später werden Männer meist vorgezogen.   4. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Mädchen  /207/  neigen früher dazu, sich  dem Vater anzuschließen, als Jungen (Anmerkung des Autors, 1984: Ich bezweifle  heute diese Beobachtung. Siehe Abelin, 1980, S.156‐157 und 161) 2  und sind fremden  Männern  gegenüber  vorsichtiger.  Jungen  tendieren  früher  dazu,  sich  männlichen  Erwachsenen  zu  nähern,  und  tun  dies  in  einer  eher  erforschenden  als  zärtlichen  Weise.   5. Gegen Ende der Übungs‐Subphase tritt die Angst vor Trennung und vor Fremden  zurück,  und  Rivalität  wird  zum  zentralen  Konfliktstoff.  Diese  richtet  sich  jedoch  mehr  gegen  Gleichaltrige  als  gegen  Erwachsene.  Während  dieser  Subphase  bleibt  der Vater ein unvorbelastetes Liebesobjekt.   6. Die früheste Vorstellung vom Vater (in Spiel, Phantasie und Träumen) erscheint eini‐ ge Wochen später als die Vorstellung von der Mutter. Er wird zum anderen, noch  mächtigeren  Elternteil  und  eignet  sich  auch  als  »Berufungsgericht«.  Diese  Vater‐ Vorstellung mag für die befriedigende Auflösung der Ambivalenz notwendig sein,  die die Subphase der Wiederannäherung prägt. Bestätigte die direkte Beobachtung  meine Hypothese von der »frühen Triangulation«? An anderer Stelle versuchte ich  diese  Frage  zu  beantworten  (Abelin, 1971 b, 1971 c).  Ganz  allgemein  war  es  befriedi‐ gend,  bestätigt  zu  sehen,  wie  wichtig  ein  zweites,  dann  ein  drittes  und  bald  eine  ganze Hierarchie von Objekten für . das Kind während der Übungs‐Subphase ist,  wobei  der  Vater  gewöhnlich  die  anderen  überragt.  Es  gelang  auch,  die  Tatsache  nachzuweisen, daß das Ringen um Aufmerksamkeit, Neid, Rivalität und triangulä‐ re Situationen in der Regel zentrale Themen im späteren Abschnitt dieser Subphase  darstellen. Dramatische Triangulierungserlebnisse konnte ich zwar nicht beobach‐ Abelin, E. (1980: Triangulation, the Role of the Father and the Origins of Core Gender Identity During the Rapprochement Subphase. In: Lax, Ruth F., Sheldon Bach and Alexis Burland (eds.) Rapprochement. New York, Jason Aronson, 1980.

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ten,  noch  wurde  mir  davon  berichtet;  aber  ich  lernte,  daß  sich  die  Dinge  eben  im  Laufe der Entwicklung nicht so dramatisch abspielen. Auch fand ich mit dem Ein‐ setzen  der  Wiederannäherungs‐Subphase  manche  Umstände,  die  indirekt  auf  ein  Triangulierungserlebnis  schließen  ließen.  Aber  es  schienen  meistens  Gleichaltrige  zu sein, nicht der Vater, die als erste Rivalen auftraten.   Überdies erschien das erste Selbstbild als das eines hilflosen, separierten Babys, das die  Wiedervereinigung  mit  einer  idealisierten  Mutter  wünscht,  die  ihm  alles  geben  wird.  »Ich will Mammi!« ist die Grunderfahrung der Wiederannäherung. Das   /208/  Prinzip  des  Isomorphismus  mit  der  kognitiven  Entwicklung  kann  uns  bei  der  Konzeptualisie‐ rung helfen, wenn es darum geht zu verstehen, warum die Koordinierung von drei Be‐ ziehungen (sensomotorische Ebene) in einer primitiven, fast fusionierten Repräsentation  von zwei Imagines (symbolische Ebene) resultieren sollte: Auf der neuen Ebene muß die  Entwicklung noch einmal rekapituliert werden. Die psychische Repräsentation aller drei  Objekte  als  Imagines  konstituiert  dann  den  Endpunkt  dieser  neuen  Entwicklung,  die  ödipale Triangulierung. In der Untersuchung über die kognitive Entwicklung des Kin‐ des nannte Piaget (1947) solche Rekapitulation eine »vertikale Phasenverschiebung«.   An dieser Stelle boten sich zwei alternative Interpretationen für die Rolle des Vaters in  der frühen Triangulation an. Entweder ist er noch ein unvorbelastetes Objekt: Dann be‐ stünde  normalerweise  die  erste  Dreiecksbeziehung  zwischen  Mutter,  Baby  und  Selbst.  In dem Fall wäre meine Rekapitulationstheorie zwar elegant, aber nicht zutreffend. Ich  hätte dann wohl eigentlich Vorläufer des Ödipuskomplexes beschrieben. Oder aber der  Vater  wird  als  furchterregender  Rivale  erlebt  ‐  dies  schienen  einige  persönliche  Beo‐ bachtungen nahezulegen ‐, und diese Wahrnehmung wird vom Kind noch unmittelbar  beiseite geschoben, vielleicht verdrängt. Die Vorstellung vom Selbst als einem hilflosen  Baby würde in dem Falle eine defensive Regression konstituieren.     In jedem Falle ginge man aber davon aus, daß das junge Kind sein Bild von sich selbst  auf  dem  Weg  über  zwei  Objekte,  die  als  Bezugspunkte  dienen,  gewinnt:  Mutter‐Baby‐ Selbst und Vater‐ Mutter‐Selbst. Die erste Triade würde das Selbst im Sinne von Größe  oder Alter etablieren, d. h. innerhalb einer Rangordnung. Ich nannte dies »Identifikation  mit dem gleichaltrigen Rivalen« (generational identification, i. e. identification with the  rival‐peer) (Abelin, 1971 c).   Übrigens  wäre  in  diesem  Falle  eher  eine  Linie  als  ein  Dreieck.  das  adäquate  Modell,  denn  das  Kind  beginnt  sich  selbst  »zwischen«  zwei  Objekten  zu  repräsentieren  ‐  viel‐ leicht sowohl in der Zeit als auch im Raum. Die zweite Triade, Vater‐Mutter‐Selbst, die  eigentliche  Triangulation  würde  die  ersten  Anfänge    /209/    den  Beziehungen  solcher  Kinder erhalten bleibt. Sears et al.  (1946), Bach  (1946) und Stolz et al.  (1954) fanden, daß klei‐ ne Jungen, deren Väter abwesend waren, im allgemeinen weniger aggressiv waren und  E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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mehr  feminine  Züge  aufwiesen  als  Jungen  mit  verfügbaren  Vätern.  Während  der  La‐ tenzzeit  wurde  diese  Neigung  überkompensiert.  Hetheringtons  (1966)  Ergebnisse  legen  den  Schluß  nahe,  daß  die  Abwesenheit  des  Vaters  vor  dem  4.  Lebensjahr  des  Kindes  eine ungünstige Wirkung auf das Wettbewerbsverhalten von Jungen habe. Die Untersu‐ chung von Mischel (1958) ergab, daß die Tatsache, daß der Vater in der Familie fehlte, den  höchsten Voraussagewert für die Unfähigkeit des Kindes zum Aufschub von Gratifika‐ tion habe. In einer anspruchsvollen faktorenanalytischen Arbeit fand Siegman  (1966) eine  Beziehung  zwischen  manifest  antisozialem  Verhalten  und  mehr  als  einjähriger  Abwe‐ senheit des Vaters, bevor das Kind 4 Jahre alt war. Dieses Bündel von antisozialen Fak‐ toren  korrespondiert  mit  dem,  was  wir  orale  Charakterzüge  nennen  würden.  Barclay  und  Cusumano  (1967)  fanden  trotz  maskuliner  Antworten  in  Fragebögen  die  vaterlosen  Adoleszenten im Rod‐and‐Frame‐Test »feldabhängiger« als die Kontrollgruppe. Bei die‐ ser Wahrnehmungsaufgabe lagen ihre Antworten näher bei denen der Mädchen. Auch  der Bericht von Glazer und Moynihan  (1963) ist hier erwähnenswert: Dort war der durch‐ schnittliche IQ von Kindern, deren Väter abwesend waren, mindestens 6 Punkte unter  dem  der  Kontrollgruppe,  unabhängig  vom  ökonomischen  und  Bildungsniveau.  Zu‐ sammenfassend  läßt  sich  sagen,  daß  die  Beeinträchtigung  basaler  Ichfunktionen  bei  Kindern,  denen  in  den  ersten  Lebensjahren  eine  Beziehung  zum  Vater  gefehlt  hatte,  nachgewiesen ist.   Meine  früheren  Untersuchungen  von  Familien  schizophrener  Kinder  schärfte  meinen  Blick  für  eine  andere  Art  pathogener  elterlicher  Konstellationen.  Obwohl  das  schizo‐ phrene Kind für Vater und Mutter je eine wichtige Rolle spielte, fand ich, daß diese Rol‐ len  oft  untereinander  unverträglich  waren:  Jedes  Elternteil  entmutigte  das  Kind,  wenn  es sich mit dem anderen Elternteil identifizieren wollte. Ähnliche Beobachtungen haben  natürlich auch andere gemacht  (Lidz et al., 1957). Dies war einer der Gründe, die mich zu  meinem  Postulat  veranlaßten,  es  gäbe  /211/    bei  schizophrenen  Kindern  keine  »frühe  Triangulation«  (Abelin, 1971a). In unserer Untersuchung am Masters Childrenʹs Center neig‐ ten einige Mütter aufgrund ihres eigenen pathologischen Narzißmus dazu, Beziehungen  des  Kindes  zu  dritten  Objekten  zu  verhindern.  In  einigen  Fällen  betraf  dies  sogar  die  Beziehung  zum  Vater.  Es  wäre  interessant,  die  Auswirkungen  solchen  Verhaltens  der  Mutter auf die spätere Entwicklung des Kindes zu untersuchen, aber das war in unserer  kleinen Beobachtungsstudie nicht möglich.   Beim Abfassen meines früheren  Berichts  (Abelin, 1971 b) fand ich es hinderlich,  daß wir  kaum je die Beziehung zum Vater direkt beobachtet hatten und schon gar nicht triangu‐ läre  Situationen  in  ihrer  natürlichen  Umgebung.  Wir  waren  uns  am  Masters  Childrenʹs  Center immer bewußt, daß gerade das Allerwichtigste, nämlich diese intime Interaktion 

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zwischen Eltern und Kindern, auch mit unserer Methode noch nicht erfaßbar war, mit‐ bedingt durch das verständliche Zögern der Eltern, hierüber zu berichten.   In dieser Arbeit möchte ich gerne einen Fallbericht vorstellen, in dem die meisten der  obengenannten Hindernisse umgangen  werden  konnten.  Michael  war ein  ausgegliche‐ ner,  umgänglicher  Junge,  das  erstgeborene  Kind.  Seine  Eltern  waren  feinfühlige  und  zuverlässige Beobachter. Ich hatte nicht den Eindruck, daß ihr Interesse an meinen For‐ schungen oder das häufige Berichten sie im Umgang mit dem Kind übermäßig befangen  machte.  Außerdem  hatte  ich  in  seinen  ersten  beiden  Lebensjahren,  auf  die  sich  dieser  Bericht bezieht, häufig Gelegenheit, Michael im Umgang mit seinen Eltern selbst zu be‐ obachten. Es ist natürlich unmöglich, persönliche Voreingenommenheit in einer so aus‐ gedehnten  und  intimen  teilnehmenden  Beobachtung  auszuschalten.  Aber  wie  sonst  sollen wir besseren Einblick in die wichtigen frühen Erfahrungen innerhalb der Familie  gewinnen? In diesem Fall fand ich es recht schwer, meine früheren Hypothesen zu bes‐ tätigen  oder  zu  verwerfen  oder  auch  nur  Entwicklungsstadien  zu  unterscheiden.  Dies  lag an der Vielfalt widersprüchlicher Beobachtungen, die durch das stündliche, tägliche,  wöchentliche  Auf  und  Ab  der  Entwicklung  sowie  die  komplexen  Einflüsse  auf  die  Aufmerksamkeit, durch äußere Bedingun‐   /212/  gen usw. zustande kamen. Natürlich  wurde  eine  frühe  Abhängigkeit  an  den  Vater  festgestellt.  Aber  sie  war  so  offenkundig  und  trat  so  früh  in  Erscheinung,  daß  es  nicht  einfach  war,  sie  von  der  Beziehung  zur  Mutter zu unterscheiden. Tatsächlich erschien es fast unmöglich, Perioden oder Situati‐ onen zu beschreiben, in denen Michael ganz offensichtlich die Mutter dem Vater vorzog  oder umgekehrt. Noch komplizierter wurden die Dinge dadurch, daß eine Beziehung zu  Vater und Mutter als Paar sich viel früher entwickelte, als ich erwartet hatte.      

1. Besondere Beziehung zum Vater als einer Person, die anders ist als die Mutter (different from mother)  

Im Alter von 4 Monaten und 3 Wochen zeigte Michael eindeutig, daß eine besondere  Beziehung  zum  Vater  entstanden  war  ‐  zwei  Wochen,  nachdem  uns  die  symbiotische  Qualität von Michaels Beziehung zur Mutter aufgefallen war. Mit etwa 6 Monaten war  evident,  daß  er  bereits  in  der  Lage  war,  zwischen  den  drei  Erwachsenen,  die  mit  ihm  zusammenlebten (es gab noch eine Haushälterin), zu unterscheiden und mit jedem ein‐ zelnen  eine  Bindung  einzugehen.  Mit  dem  Vater  veranstaltete  er  bestimmte  rituelle  Spiele, die sie gemeinsam entwickelt hatten. Diese Spiele waren nicht besonders »väter‐ lich«,  sie  waren  eben  nur  »anders«.  Als  er  7  Monate  alt  war,  sank  seine  Stimmung  je‐ desmal,  wenn  seine  Mutter  fort  war,  aber  er  konnte  ebensogut  beim  Vater  wie  bei  ihr  E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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»auftanken«, z. B. indem er für einige Augenblicke den Kopf gegen seine Schulter lehn‐ te.  Und  wenn  der  Vater  abwesend  war,  konnte  sich  seine  Stimmung  auch  verschlech‐ tern. Manchmal schien er lieber von der Mutter hochgenommen zu werden, zu anderen  Zeiten lieber vom Vater.   Zu jener Zeit begann ich die Idee vom dem zu entwickeln, was ich später das »spezifi‐ sche Auftanken« (specific refueling) genannt habe (was wiederum objektspezifische Li‐ bido  voraussetzen  würde).  Diese  Hypothese  erwies  sich  als  unentbehrlich,  um  die  diversen Veränderungen in der Stimmung und in den Vorlieben zu verstehen, die wäh‐ rend der ersten 18 Monate in Michaels Leben vorkamen. Zum Beispiel beobachtete ich,  wie  er  mit  8  Monaten,  nachdem  er  bei  einem  der  Eltern  »aufgetankt«  hatte,    /213/  zu  dem  anderen  ging,  um  das  gleiche  zu  tun,  und  so  fort,  hin  und  her.  Dieses  Verhalten  schloß auch die Haushälterin ein, wenngleich nicht so deutlich. Grundsätzlich wollte er  bei  dem  Elternteil  »auftanken«,  der  für  längere  Zeit  abwesend  gewesen  war.  Je  länger  die  Abwesenheit  gedauert  hatte,  um  so  größer  sein  Bedürfnis  nach  »Auftanken«.  Dies  war der Grund dafür, daß er häufig seinen Vater zu bevorzugen und die Mutter mehr  oder weniger zu übersehen schien, aber es konnte eben auch umgekehrt sein. Wir kön‐ nen  natürlich  davon  ausgehen,  daß  das  Entstehen  solcher  libidinöser  Besetzungen  die  stetig  wiederholte  Verfügbarkeit  des  diesbezüglichen  Elternteils  während  der  ersten  Monate voraussetzt. Mehr noch, zur Aufrechterhaltung solcher Spezifizierung bedarf es  vielleicht immer wieder der Auffrischung. Wir wissen noch viel zu wenig über die qua‐ litativen und quantitativen Faktoren, die beim »spezifischen Auftanken« wirksam sind.   Hier  folgen  einige  weitere  Beobachtungen,  die  zum  Verständnis  einiger  Aspekte  der  libidinösen Spezifizität beitragen können.   Im Alter von 9 ½ Monaten hatten sich Michaels Bindungen an beide Eltern vertieft und  erweitert. Eines  Tages  kam  der Vater  mittags  für  eine  Stunde  nach  Hause,  als  Michael  gerade mit der Haushälterin allein war. Er kletterte auf seines Vaters Schoß, lehnte sich  ganz ruhig an ihn, nahm dann den Kopf des Vaters, umarmte und küßte ihn − »zartlich  und beinahe reif«, kommentierte der Vater. Als der Vater fortging; winkte Michael wie  immer, wurde dann aber völlig  gleichgültig und  schlaff und schlief innerhalb weniger  Minuten ein. Auch mit der Mutter hatten seine Eltern ähnliche Sequenzen beobachtet.   Mit 12 ½ Monaten schien Michael seine Mutter vorzuziehen, die sich als zärtlicher und  nachsichtiger erwiesen hatte als der Vater. Also war bei der Wahl des Lieblingsobjekts  Verläßlichkeit  der  Befriedigung  ins  Spiel  gekommen.  Nichtsdestoweniger  suchte  er  beim Vater Trost, als er mit 14 Monaten die Treppe heruntergefallen war, und nicht bei  der  Mutter.  Überhaupt  kehrte  er  zu  seiner  blinden  Liebe  zum  Vater  zurück.  Übrigens  hatte er gerade zu laufen begonnen.  

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Hier erhebt sich eindeutig die Frage nach einer »symbiotischen« Qualität in Michaels  Vaterbeziehung. Das stünde in Wi‐   /214/  derspruch zu meiner damaligen, von Mahler  und Greenacre übernommenen Auffassung von der Rolle des Vaters, besonders im Hin‐ blick  auf  einen  Jungen.  Mehrfach  konnte  ich  diese  Qualität  während  meiner  Beobach‐ tungen spüren; und zwar bereits im Alter von 5 Monaten und immer noch, als er schon  2  Jahre alt  war. Ich habe Beispiele  dafür, daß Michael im  Alter von 8,  9, 11,  13 und  19  Monaten  vom  Vater  beruhigt  und  getröstet  wurde  und  eher  an  dessen  Schulter  ein‐ schlief als bei der Mutter. Dies geschah sogar, als Michael an Fieber erkrankt war. Den‐ noch war Michaels Beziehung zur Mutter gewiß nicht flacher oder weniger warm, und  der Vater schien nicht ungewöhnlich »mütterlich« mit dem Jungen umzugehen.    

Diskussion:   »Spezifisches  Auftanken«  ist  eine  unter  mehreren  verschiedenen  Beobachtungen,  aus  denen auf die libidinöse Besetzung eines spezifischen Objekts geschlossen werden kann.  Eine weitere ist das Fehlen von Fremdeln (siehe Abelin, 1971 b). Die Manifestationen spezifi‐ scher Besetzung sind untrügliche Zeichen dafür, daß die Subphase der Differenzierung  einsetzt. Während dieser Durchgangsphase scheinen alle spezifischen Objekte des Kin‐ des  ein  wenig  die  symbiotische  Qualität  der  Mutterbeziehung  zu  erhalten.  Ich  meine  allerdings,  daß  während  des  ganzen  Oszillierens  der  symbiotische  Wirkungskreis  der  Mutter im Zentrum bleibt, denn er wurzelt letztlich in den rhythmischen Interaktionen  der pränatalen Phase  (Mahler, 1960). Diese zentrale Position ist es, die sich in der Wieder‐ annäherungsphase abermals deutlich bemerkbar macht.   Der  Begriff  des  »spezifischen  Auftankens«  beinhaltet  eine  Herausforderung  an  be‐ stimmte  gängige  Grundsätze  der  psychoanalytischen  Theorie.  Er  paßt  zum  Beispiel  nicht  recht  zu  der  Vorstellung  der  Bedürfnisbefriedigung  −  selbst  wenn  wir  eine  Mi‐ schung von Bedürfnissen (melange of needs) einräumen −, da die gleichen »Bedürfnis‐ se«  anscheinend  durch  jedes  spezifische  Objekt  wieder  aufs  neue  geweckt  werden.  Darum  ist  es  ja  auch  so  schwer  zu  erklären,  warum  ein  neues  Liebesobjekt  scheinbar  erschöpfte  Begierde  oder  Leidenschaft  wieder  entfachen  kann,  oder  auch,  warum  Ge‐ fühle für dasselbe Objekt nach einer Trennung verstärkt wieder aufleben können. Hof‐ fen wir, daß ein besseres Verständnis des »spezifischen Auftankens« helfen wird,   /215/   Licht auf solche Phänomene zu werfen und dadurch unsere Theorie zu bereichern.   Ich will nun eine andere Folge von Beobachtungen darstellen, die nahelegt, daß die Va‐ terbeziehung zumindest teilweise qualitativ anders ist als die Mutterbeziehung.        

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2. Qualitative Besonderheit der Vaterbeziehung Bereits im Alter von 6 bis 7 Monaten schien Michael munter zu werden, wenn er sei‐ nen Vater sah. Er wurde gespannt, wach und aktiv. Keine andere Person rief eine solche  Reaktion bei ihm hervor. Häufig stellte er sich auf Zehenspitzen. Schon mit 8 Monaten  schien er den Vater als Energiespender zu erleben. Mit 13 ½ Monaten waren bestimmte  »Übungsaktivitäten« von Michael deutlich mit dem Vater assoziiert. Begeistert imitierte  er ihn am Lenkrad des Autos oder trug eine Aktentasche spazieren.   Zwei  interessante  Beobachtungen  stammen  von  Festen.  Michael  war  damals  8  ½  be‐ ziehungsweise 13 ½ Monate alt. Bei beiden Gelegenheiten schien er sich genau so viel,  wenn  nicht  mehr,  und  in  ähnlicher  Weise  für  andere  Männer  zu  interessieren  wie  für  seinen Vater. Ab und zu verlangte er aber nach der Mutter und wollte dann keinen an‐ deren  um  sich  haben.  Solche  Beobachtungen  legen  den  Schluß  nahe,  daß  er  zu  seiner  Mutter eine spezifische Beziehung hatte, während sein Vater mehr ein »Vater‐Prinzip«  repräsentierte,  eine  Verkörperung  von  Aufregung  (thrill)  und  dem  Reiz  einer  noch  zu  entdeckenden äußeren Welt war.   Die Entwicklungen im letzten Teil der Übungs‐ und der Wiederannäherungs‐Subphase  wiesen in die gleiche Richtung wie meine früheren Befunde. Wie die meisten Jungen be‐ gann Michael Interesse an der Mechanik zu entwickeln. Diese waren mit dem Wort »Pa‐ pi« und mit solchen Aktivitäten wie Bohren und Hämmern assoziiert. Mit 14 ½ Monaten  pflegte Michael in die entgegengesetzte Richtung wie seine Mutter zu spazieren und setz‐ te  sich  auch  in  anderer  Weise  von  ihr  ab.  Aber  die  Separation  von  ihr  erwies  sich  als  schwieriger:  Die  Mutter  wurde  zunehmend  »vorbelastet«  (contaminated),  während  der  Vater einfach weiterhin bewundert und geliebt wurde. Anscheinend war sich Michael der  Liebe  des  Vaters  weitaus  weniger  sicher  und  ließ  sich    /  216/    daher  leichter  auf  dessen  Wünsche ein, als auf die der Mutter. Mit etwa 17 Monaten begann er, die verbietenden Ges‐ ten des Vaters nachzumachen, wenn ein Verzicht von ihm verlangt wurde, den er schwer  zu leisten fand. Seit der Zeit war die Autorität des Vaters effektiver als die der Mutter.    

Diskussion:   Die Verschiedenheit der Beziehung des Kindes zum Vater von der zur Mutter, wie sie  in meiner früheren Arbeit  (Abelin, 1971 b) dargelegt wurden, konnte bestätigt werden. Es  ließe  sich  spekulieren  über  einen  eventuellen  Zusammenhang  zwischen  Vater‐ Beziehung und der aufrechten Haltung und später der Lokomotion.   Frühen Negativismus gegenüber der Mutter hat man als Versuch des Kleinkindes an‐ gesehen, seine  noch  ungefestigte Autonomie  zu verteidigen,  weil sie durch Regression  zur  Symbiose  mit  der  nun  »verdorbenen«  (contaminated)  Mutter  bedroht  scheint.  Al‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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lerdings darf man nicht vergessen, daß solcher Negativismus nur möglich ist, weil die  Liebe der Mutter als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dies trifft nicht auf die Liebe  des Vaters zu, und daher wird dieser zu einer Quelle von Autorität und Disziplin − so‐ gar viel früher, als wir erwartet hatten.   Immerhin  scheint  sich  die  Beziehung  zum  Vater  trotz  dieser  Unterschiede  schon  von  den  ersten  Wochen  an  neben  der  Beziehung  zur  Mutter  zu  entwickeln  und  an  vielen  ihrer  »symbiotischen«  Qualitäten  teilzuhaben.  Von  der  Beobachtung  her  ist  es  daher  schwierig zu behaupten, daß der Vater zu einem bestimmten Zeitpunkt »erscheint«, als  käme  er  von  außerhalb.  Zumindest  in  unserer  Kultur  überschneiden  sich  die  Bereiche  wahrscheinlich.      

3. Beziehung zum elterlichen Paar Als  Vertreter  der  Hypothese  von  der  »frühen  Triangulation«  hatte  ich  erwartet,  daß  Michael  sich  irgend  wann  in  der  späteren  Übungs‐Subphase  mit  seiner  Beziehung  zu  beiden Eltern auseinandersetzen würde. Erst da würde er deren Beziehung untereinan‐ der gewahr werden und sich hauptsächlich damit beschäftigen. Aber auf die Frühreife  und auf die Richtung, die diese Entwicklung nahm, war ich nicht vorbereitet.  /217/  Im Alter von 7 ½ Monaten schrie er einmal die ganze Nacht verzweifelt, bis seine El‐ tern ihn schließlich in ihr Bett nahmen. Dort war er vollkommen glücklich und munter  zwischen  den  beiden,  wobei  er  entschieden  dazu  neigte,  näher  beim  Vater  zu  bleiben.  Dies  könnte  man  auf  das  »spezifische  Auftanken«  beziehen,  denn  der  Vater  war  48  Stunden abwesend gewesen. Als Michael sich einige Tage später in der gleichen Situati‐ on befand, pendelte er zwischen Vater und Mutter hin und her. Eines Morgens schien er  nach seinem Vater im elterlichen Bett zu suchen, wurde durch dessen Abwesenheit zu‐ nächst irritiert, nahm dann aber eifrig seinen Platz ein und schlief neben der Mutter ein.  Es schien ihm zu der Zeit bewußt zu sein, daß seine Eltern zusammengehörten und zu‐ sammen schliefen. Von nun an pflegte er voller Freude sonntags morgens zu den Eltern  ins Bett zu kommen: Es war die einzige Möglichkeit für die Eltern, ihn ruhig zu halten.  Eines Tages, als er mit 11 Monaten sah, wie die Eltern sich umarmten und er davon aus‐ geschlossen war, wurde er ganz aufgeregt. Er krabbelte zum Vater und verlangte jam‐ mernd  dessen  Aufmerksamkeit.  Dies  war  die  einzige  Gelegenheit,  bei  der  er  Unlust  zeigte angesichts einer zärtlichen Situation zwischen den Eltern. Es kam früher vor, als  ich erwartet hatte; und wenn er jemanden als Rivalen erlebt hatte, so war es seine Mut‐ ter gewesen. Übrigens war er an dem Tage krank und schlecht gelaunt gewesen. Einen  Monat später zeigte er bei ähnlicher Gelegenheit nur Gleichgültigkeit.  

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Um  die  folgenden  triangulären  Beobachtungen  verständlich  zu  machen,  muß  ich  zu‐ nächst einige Entwicklungen aus der frühen Wiederannäherungs‐Subphase beschreiben.  Michael hatte in dieser Zeit, als er etwa 16 Monate alt war, damit begonnen, offen um  die  Aufmerksamkeit  von  mehr  als  einer  Person  zu  buhlen.  Er  wurde  aktiv  zärtlich  zu  seinen beiden Eltern, aber er leistete auch Widerstand − manchmal aggressiv, besonders  gegen  seine  Mutter.  Außerdem  entwickelte  er  Ansätze  zu  Reaktionsbildungen:  Wurde  er  ärgerlich,  so  zögerte  er  zunächst  und  umarmte  dann  seine  Mutter  −  oder,  ein  paar  Wochen später, seinen Vater −, als habe er Angst, ihre Liebe zu verlieren. Er wurde sich  genitaler und besonders analer Empfindungen bewußt und lehnte es ab, auf dem Töpf‐ chen zu sitzen. Obwohl er sehr gerne  /218/  mit Gleichaltrigen spielte und ihnen nachei‐ ferte, zeigte er manchmal starken Neid, Besitzansprüche und Rivalität ihnen gegenüber,  wie ich es in meinem Beitrag zur Festschrift (Abelin, 1971 b) beschrieben habe.   Mit  17  ½  Monaten,  nach  einem  Abend  im  Hause  des  Babysitters,  entwickelte  sich  plötzlich  eine  typische »Wiederannäherungskrise«: Er klammerte sich an  seine Mutter,  war in ihren Armen immer noch unglücklich und spielte so Baby. Am Tage vorher hatte  sich folgendes zugetragen: Er genoß es, auf Vaters Arm zu sein, und zeigte kein Verlan‐ gen, zur Mutter zu gehen. Dafür gab er unmißverständlich zu erkennen, die Mutter sol‐ le zum Vater kommen, und er bewegte dann ihre Gesichter aufeinander zu. Als sie sich  umarmten und küßten, schien er erst befriedigt, aber nach einigen Minuten schob er die  Mutter fort. Nahezu der gleiche Vorgang wiederholte sich nach einem Monat, und von  da an wurde es sein liebstes und häufigstes Spiel mit seinen Eltern. Nur das eifersüchti‐ ge  Wegschieben  wurde  nicht  wieder  beobachtet.  Am  liebsten  war  er  dabei  auf  Vaters  Arm  (als  nähme  er  teil  an  der  Umarmung  des  Vaters?)  und  war  gleichzeitig  gar  nicht  daran interessiert, selbst geküßt zu werden.   Gelegentlich  inszenierte  er  einige  komplexere  Situationen  mit  seinen  Eltern.  Eines  A‐ bends, als er etwa 18 ½ Monate alt war, verlangte er, daß sie sich umarmten. Dann ging  sein  Vater  für  einen  Moment  weg,  und  als  er  wiederkam,  fand  er  Michael  neben  der  Mutter auf einem Kissen sitzend. Er stand sofort auf und bot dem Vater seinen Platz an.  Diesmal wirkte er nicht ganz so entspannt. Als die Eltern begannen, sich zu umarmen,  drückte  er  den  Kopf  der  Mutter  weg  und  ließ  sie  so  tun,  als  schliefe  sie  auf  dem  Tep‐ pich. Er saß rittlings auf ihr und legte sich dann auf sie. Bald kam er jedoch zum Vater  herüber, um auf dessen Knien zu reiten, was in aufgeregtes Toben ausartete. Die Mutter  durfte sich währenddessen nicht rühren. Schließlich mußte sich der Vater neben sie le‐ gen.  Michael  assoziierte frei − leider in wildem  Kauderwelsch.  Schließlich legte er  sich  zwischen seinen Eltern hin.   Mit etwa 2 Jahren führte Michael einige klärende Veränderungen in das Dreiecksspiel  ein:  Die  Haushälterin  wurde  in  die  Umarmung  der  großen,  glücklichen  Familie  einbe‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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zogen. Niemand   /219/  durfte ausgeschlossen werden. Einmal rief er: »Kommt, alle sol‐ len kommen!«    

Diskussion:   Michaels  Verhalten  scheint  in  Widerspruch  zu  meinen  Voraussagen  über  das  Modell  der  »frühen  Triangulation«  zu  stehen:  Statt  Eifersucht  gegen  den  einen  oder  anderen  Elternteil zu entwickeln, ist es sein größtes Vergnügen, sie zu vereinen und dabei selbst  im  Hintergrund  zu  bleiben.  Es  mag  sein,  daß  sein  Verhalten  nur  die  hohe  Besetzung  kleiner  Gruppen  nach  der  »Triangulation«  zeigt,  wie  oben  postuliert.  Klinische  Erfah‐ rungen haben immer wieder gezeigt, daß Kindern der Wunsch bewußt ist, sowohl Mut‐ ter wie Vater zu haben und zu erleben, daß sie gut miteinander auskommen. Selbst bei  kleinen  Kindern  wird  dies  erschütternd  deutlich,  wenn  Eltern  sich  streiten  oder  schei‐ den  lassen.  Mit  18  Monaten  bestand  Michael  häufig  darauf,  daß  »Vater  auch«  oder  »Mutter auch« mit spazierengehen solle, wenn er nur mit einem von ihnen fortging. Für  ihn schien es keinen Ersatz für das Elternpaar zu geben. Gelegentliches Befragen ande‐ rer junger Ehepaare ergab ähnliche Beobachtungen.   Als  Psychoanalytiker  sind  wir  viel  eher  darauf  eingestellt,  die  Neigung  zum  Spalten  und  das  Bedürfnis  nach  ausschließlicher  Beziehung  wahrzunehmen.  Das  Konzept  der  »frühen  Triangulation«  kann  uns  helfen,  das  weniger  archaische,  aber  nicht  weniger  reale Bedürfnis des Kindes nach Gruppenharmonie zu verstehen.   In Michaels Fall würde dies jedoch voraussetzen, daß er mit 2 Jahren, nachdem er sich  mit  dem  Vater  als  einem  Rivalen  identifiziert  haben  würde,  die  »frühe  Triangulation«  erfolgreich  bewältigt  hätte.  Ich  bezweifle  das:  Er  hatte  kaum  ein  Elternteil  als  Rivalen  erlebt, und sein Spiel, die Eltern zusammenzuführen, gab nicht wirklich die Wechselbe‐ ziehungen eines Dreiecksverhältnisses wieder. Vielmehr vermied er es ganz offensicht‐ lich, die Aufmerksamkeit und Liebe auf sich zu lenken. Es lag etwas Übertriebenes und  zugleich Spöttisches in der Art und Weise, wie er sich von den Eltern eine Liebesszene  vorspielen ließ. Vielleicht kam es ihm darauf an, sich selbst aktiv auszuschließen. Als ahn‐ te  er  dunkel,  daß  es  in  Wahrheit  andersherum  sei:  daß  er  nämlich  ein  ohnmächtiges,  kleines Kind war, das passiv ausge‐   /220/  schlossen werden konnte, und daß er eigent‐ lich in seinem Neid ein Elternteil loswerden wollte: Indem er einfühlsam auf beide ein‐ ging,  gelang  es  ihm,  von  seinem  eigenen  begehrlichen,  aggressiven  Selbst  abzulenken,  das sich bedrohlich abzeichnete. Mit anderen Worten: Vielleicht wehrte er die Erfahrung  der frühen Triangulation ab, indem er sie modifizierte, und vermochte auf diesem Wege  doch  einige  ihrer  Aspekte  zu  assimilieren.  Ich  nehme  an,  daß  er  andeutungsweise  die  Möglichkeit der Rivalität mit einem Elternteil und des korrespondierenden Selbstbildes  empfunden hatte (siehe Beobachtung mit 11 Monaten). Vermutlich vermied er infolge‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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dessen  diese  Wahrnehmung.  In  bezug  auf  andere  Kinder  waren  sein  Neid  und  seine  Identifikation viel deutlicher.   Entsprechend veränderlich und unbeständig war sein Selbstbild zu dieser Zeit. Wenn  er sich selbst im Spiegel oder auf Bildern betrachtete, griff er häufig auf die Bezeichnung  »Baby« zurück. Das Wechselhafte und Angsterregende des Selbstbildes in diesem Alter  ist bekannt (Zazzo, 1948).   Vielleicht wird die »frühe Triangulation«, die als Problemstellung bereits im Alter von  18  Monaten  anklingt,  normalerweise  erst  sehr  viel  später  bewältigt.  Sie  scheint  eine  Hürde für die Entwicklung darzustellen, mit der jedes Kleinkind auf eigene, individuel‐ le Weise fertig zu werden versucht. Die Identifikation mit dem Baby kann da vielleicht  zunächst am geeignetsten sein, und die »Identifikation mit dem gleichaltrigen Rivalen«  erfolgt erst später.   Aber ich habe auch andere Strategien gesehen: Das Kleinkind kann z. B. auch in reg‐ ressiver Weise an der »Identifikation mit dem Baby« festhalten und sogar die »Identifi‐ kation  mit  dem  gleichaltrigen  Rivalen«  vermeiden.  Es  mag  versuchen,  ein  Netz  von  Beziehungen aus der Zeit vor der Wiederannäherung zu erhalten, indem es seine Objek‐ te  so  manipuliert,  daß  sie  ihm  ständig  narzißtische  Bestätigung  geben  und  damit  sein  bedrohtes Allmachtsgefühl aufrechterhalten. Das Kind kann im Sinne der Abwehr seine  beiden Elternbeziehungen in eine »gute« und eine »böse« spalten: Dies erlaubt ihm, in  der Beziehung zu nicht‐belebten Objekten auf einer triangulären Ebene zu funktionieren  (Reversibilität), während die Trieborganisation auf einer   /221/  nicht‐neutralisierten E‐ bene  fixiert  bleibt.  In  solchen  Fällen  ist  Konkurrenz  mit  Gleichaltrigen  häufig  ausge‐ schlossen,  wie  überhaupt  jede  Art  von  »Identifikation  mit  gleichaltrigen  Rivalen«.  Ich  habe diese Art von »Pseudo‐Triangulation« bei einigen Borderline‐Persönlichkeiten be‐ schrieben  (Abelin, 1971 a). Umgekehrt scheinen einige Kinder das elterliche Dreieck auszu‐ schließen  und  Geschwister  oder  Gleichaltrige  als  Grundlage  für  ihr  Selbstbild  zu  nehmen.  Dies  mag  zu  bestimmten  narzißtischen  Charakterstrukturen  führen,  die  sich  durch Unsicherheit in der sexuellen Identität und schwache Über‐Ich‐Entwicklung aus‐ zeichnen.   Normalerweise werden wohl viele solcher Lösungen versucht, bevor die Triangulation  endgültig  bewältigt ist.  Diese  Anstrengungen mögen  später im Persönlichkeitsstil (ego  modes) und im Charakter einer Person ihren Niederschlag finden. Aber wenn eine früh‐ reife  »Lösung«  durch  Prädisposition  oder  durch  die  familiäre  Umwelt  verstärkt  wird,  kann  sie  zu  einer  pathologischen  Fixierung  führen.  Weitere  Forschungen  müssen  zei‐ gen, ob sich diese Spekulationen bestätigen lassen.   Dies führt zu dem Thema der elterlichen Einstellungen. Wir können nicht nur erwar‐ ten, daß diese die Wahl der Abwehr und der Anpassung verstärken, wahrscheinlich spie‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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len sie überhaupt eine ganz entscheidende Rolle in dieser Wahl. Die Beziehung zwischen  den Eltern ist in dieser Hinsicht so bedeutungsvoll wie die Beziehung des Kleinkindes  zu jedem einzelnen Elternteil. Zum Beispiel war es für Michael einfach zu erfassen, daß  seine Eltern zueinander ein engeres Verhältnis hatten als zu der Haushälterin, da sie oft  miteinander fortgingen und − wichtiger noch − da sie zusammen schliefen. (Mit etwa 23  Monaten begann Michael das trianguläre Spiel mit seinem Wort für »Schlafen« zu asso‐ ziieren. Er bat auch darum, mit einem Kaninchen und dem Teddy schlafen zu dürfen.)   Über die Auswirkungen von Zwietracht oder Scheidung der Eltern auf Kinder in die‐ sem  Alter  wissen  wir  zur  Zeit  noch  sehr  wenig.  Auch  das  verdiente  weitere  Untersu‐ chungen.  Möglicherweise  lassen  sich  bestimmte  Konstellationen  von  elterlicher  Ein‐  stellung  und  vom  Umgang  mit  Gleichaltrigen  bestimmten  Verarbeitungsweisen  der  »frühen Triangulation« zuordnen.  In dieser Erörterung habe ich absichtlich eine Reihe neuer Entwicklungskonzepte ver‐ wendet. Diese stimmen teilweise mit bestimmten Konzepten der Rekonstruktion in der  Psychoanalyse  überein.  Natürlich  sind  sie  durch  diese  angeregt  worden.  Noch  enger  sind  sie  mit  Mahlers  Begriffen  von  Entwicklung  verbunden.  Darüber  hinaus  enthalten  sie  noch  eine  spekulative  Formulierung  der  zugrundeliegenden  Mechanismen,  die  aus  Piagets Entwicklungskonzept abgeleitet wurden.   Es mag  zu früh  sein  für  den Versuch,  Entwicklungskonzepte zur  Theorie  der Rekon‐ struktion  in  der  Psychoanalyse  in  Beziehung  zu  setzen.  Erstere  sind  jedoch  eher  einer  Überprüfung zugänglich und leichter anzupassen. Vielleicht können sie uns helfen, die‐ jenigen aus dem komplexen Geflecht der analytischen Rekonstruktionen auszuwählen,  die das  breiteste  Datenspektrum abdecken und  sowohl untereinander eine  hohe  Über‐ einstimmung haben als auch mit den angrenzenden Wissenschaften in Einklang sind.    

Zusammenfassung An  Hand  einer  Langzeitbeobachtung  in  der  familiären  Umgebung  eines  Jungen  (Mi‐ chael) während seiner ersten zwei Lebensjahre wird die früheste Rolle des Vaters unter‐ sucht und mein Modell der »frühen Triangulation« präzisiert. Dieses Modell sollte dazu  dienen, einige wichtige Erscheinungen in Mahlers Wiederannäherungs‐Subphase aufzu‐ klären, und basierte teilweise auf Piagets Konzepten.  Die Ergebnisse wurden entlang von drei Entwicklungslinien dargestellt. 1. Die spezifi‐ sche Beziehung mit dem Vater als einer andersgearteten (different) Person: Die Konzep‐ te  des  »spezifischen  Auftankens«  und  objektspezifischer  Libido  werden  eingeführt.  Es  wird angenommen, daß  alle spezifischen Objekte des Kindes (besonders der Vater) et‐ was von der symbiotischen Qualität der Beziehung zur Mutter an sich hatten. 2. Ande‐ E.L. Abelin Beobachtungen und Überlegungen zur frühesten Rolle des Vaters

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rerseits  gab  es  auch  qualitative  Eigenarten  der  Vater‐Beziehung;  sie  bestätigten  meine  früheren Befunde und Mahlers Auffassung. 3. Sehr früh begann Michael die Beziehung  der Eltern als Paar anzuerkennen. Nachdem er vorübergehend den Anschein einer Riva‐ lität (mit der Mutter!) erweckte, entwickelte er auf dem Höhepunkt   /223/  der Wieder‐ annäherungs‐Subphase  ein  rituelles  Spiel,  in  dem  er  die  Eltern  zusammenführte.  Dies  wird als einer von vielen möglichen Kompromissen diskutiert, die eingegangen werden,  solange der angsterregende Prozeß der »frühen Triangulation« noch nicht voll bewältigt  werden  kann.  Wenn  dieser  Prozeß  abgeschlossen  ist,  führt  er  zur  »Identifikation  mit  dem Elternrivalen«, Formation eines Selbstbildes und zur positiven Besetzung neutrali‐ sierter Gruppenbeziehungen, was wiederum Symbolisierung voraussetzt.   Die weitverbreitete Beobachtung einer »Identifikation mit dem Baby‐Rivalen« mag ei‐ ne andere solche Kompromißlösung darstellen und so ein Vorläufer der »frühen Trian‐ gulation«  sein.  Es  kann  auch  ein  parallel  verlaufender  Prozeß  sein,  der  zur  »Identifikation  mit  dem  gleichaltrigen  Rivalen«  führt,  die  von  der  Identifikation  als  Mann oder Frau (gender identification) unterschieden wird. Der Isomorphismus dieser  Prozesse mit Piagets Konzept der kognitiven Entwicklung wird hervorgehoben.          zum Textanfang

Namensindex Abelin, E.L....2, 4, 5, 6, 9, 10, 12, 14

Lidz, T....6

Bach, G.R....5

Loewald, H.W....1

Barclay, A.G....6

Mahler, M....1, 9, 15

Cusumano, D.R....6

Mischel, W....6

Emerson, P.E....3

Moynihan, D.P....6

Glazer, N....6

Piaget, J....2, 3, 5, 15, 16

Gosliner, B.J....1, 2

Schaffer, H.R....3

Greenacre, P....1, 9

Sears, R.R....5

Gressot, M....3

Siegman, A.W....6

Hetherington, E.M....6

Spock, B....2

Kris, E....2

Stolz, L.M....5

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Sachindex 18. Monat 2, 3, 13, 14 Abwesenheit des Vaters 6 Auftanken 4, 8 Borderline 14 Empathie 2 Entdeckung des Selbst 3 Fremdeln 4, 9 frühe Triangulation 2, 3, 4, 5, 6, 11, 13, 14, 15, 16 generational identification 5 Identifikation mit dem Baby 14 Imitation 2, 3 Isomorphismus 3, 5, 16 Kontamination 2 objektspezifische Libido 8, 15 ödipale Triangulierung 5 Reversibilität 14 reversible Gruppe 3 reversibler Raum 2

Rivalität 4, 12, 13, 16 Schizophrenie 2, 6 Selbstbild 2, 3, 5, 14, 16 sensomotorische Ebene 5 sensomotorische Phase 2 Separations-Individuationsprozess 1 spezifisches Auftanken 8, 9, 11, 15 Spiegelung 2, 3 Symbiose 2, 10 symbiotischen Phase 4 Triangulation 3 Übungs-Subphase 1, 4, 11 Ursprung des Denkprozesses 3 Vater-Prinzip 10 Vater-Vorstellung 4 vertikale Phasenverschiebung 5 Wiederannäherung 2, 4, 5, 9, 10, 11, 14, 15, 16 Wiederannäherungskrise 12

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              Die Seitenzahlen des Buches von G. Bittner (Hg.), Erziehung in früher Kindheit. Neuausgabe 1985. München: Piper (SS. 203-225) sind im Text angegeben mit \S.#\ . Anders als der Herausgeber kursiviert das O&T-Projekt Autorennamen. Ebenso in diesem Text. Inhaltsverzeichnis, Autoren- und Sachindex sind ebenfalls neu hinzugefügt. Die alte hochdeutsche Rechtschreibung wurde beibehalten. Neues Layout und Textverarbeitung: Detlef Staude 2015.

Die Texte von Dr. Ernst Abelin, Bern stehen unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle NutzungKeine Bearbeitung 2.5 Schweiz Lizenz

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