Einführung in die Ethik Neil Roughley (WS 2006/07)
J.L. Mackie: Ethics Inventing Right and Wrong (1977) metaphysisch
epistemisch
semantisch
Irrealismus
Kognitivismus
Deskriptivismus
Moralische Urteile zielen (ohne Erfolg) auf Wissen
„X ist gut“ gibt vor, einem Objekt eine Eigenschaft zuzuschreiben
Werte existieren nicht
„Error theory“ Irrealismus + Deskriptivismus = Fehlertheorie des moralischen Denkens => systematische Falschheit aller moralischen Sprachverwendung: notwendig falsche Behauptungen
E. Tugendhat/P. Stemmer metaphysisch
epistemisch
Reduktionismus Kognitivismus
Moralische Normen: Sanktionsdispositionen
Sanktionshandlungen sind beobachtbar, Wissen um Normen induktiv erwerbbar
semantisch
Deskriptivismus „Du musst h“ = „Wenn Du nicht h tust, wirst Du eine Sanktion erfahren“
Gründe für den Sanktionismus (1) Unproblematische Antwort auf die metaphysische/ontologische Frage -
Sanktionsdispositionen
(2) Nachvollziehbare Antwort auf semantische Frage: - Anankastische Sätze (mit moralischem „Müssen“): versteckt konditionale Sätze
(3) Erklärung der Motivation normkonformen Handelns -
Motivation zur Sanktionsvermeidung
Probleme mit dem Sanktionismus 1) Vermischt: - Norm/ihre Durch- bzw. Umsetzung
2) Keine wörtliche Notwendigkeit („Müssen“): - Möglich, Sanktionen in Kauf zu nehmen/zu entgehen - Mangelnde Notwendigkeit des Sanktioniert-Werdens/ des Handelns impliziert nicht Fehlen der Norm
3) Verständlichkeit moralischer Urteile über Personen außerhalb der Reichweite jeder Sanktion
Einführung in die Ethik 6: Metaethik 5 Nonkognitivismus und Rationalismus
C.L. Stevenson, A.J. Ayer metaphysisch epistemisch
Irrealismus
semantisch
Non-Kognitivismus Emotivismus
„X ist gut“ drückt Die für moralische Emotionen aus Urteile konstitutiven Werte bzw. versucht Einstellungen existieren nicht Emotionen im zielen nicht auf Gegenüber Wissen hervorzubringen
Emotivismus: Literatur • A.J. Ayer, Language, Truth and Logic (1936) • C.L. Stevenson, „The Emotive Meaning of Ethical Terms“ (1937)
R.M. Hare metaphysisch epistemisch
Irrealismus
semantisch
Non-Kognitivismus Präskriptivismus
Die für moralische Urteile konstitutiven „X ist gut“: Werte Einstellungen Empfehlung von existieren nicht zielen nicht auf X Wissen
Universeller Präskriptivismus: Literatur • R.M. Hare, The Language of Morals (1952) • ders., Freedom and Reason (1963) • ders., Moral Thinking (1981)
Für den Nonkognitivismus (1) Erklärt Moores „Argument der offenen Frage“ (2) Praktischer (handlungsleitender) Charakter moralischer Urteile (Internalismus) (3) Lösung des ontologischen Problems: Erklärt die „Eigenschaft“ des „Es-möge-der-Fall-seins-dass …“
Passensrichtungen („directions of fit“) mentaler Einstellungen Welt-zu-Geist Überzeugungen: • „zielen darauf“, dass ihr Inhalt der Welt angepasst wird • Internes Ziel: Wahrheit • Ausdruck: „Es ist der Fall, dass p“: assertorische Einstellungen
Geist-zu-Welt Wünsche, Absichten: • „zielen darauf“, dass die Welt ihrem Inhalt angepasst wird • Internes Ziel: Erfüllung • Ausdruck: „Es möge der Fall sein, dass p“: optativische Einstellungen
Gegen den Nonkognitivismus (1)Moralische Begründungspraxis: Wir diskutieren über moralische Urteile, bieten Gründe für und Argumente gegen sie auf.
Universeller Präskriptivismus Die Äußerungen „Du solltest h tun“ & „h ist gut“ beinhalten: 1) eine Empfehlung von h 2) die Bereitschaft, alle Handlungen, die h hinreichend ähnlich sind (die auch Eigenschaften x, y … haben), auch zu empfehlen Empfehlungen: auf der Grundlage von „gutmachenden Eigenschaften“, die nicht selber das Gute definieren
Supervenienz Eine Eigenschaftsgruppe G1 superveniert über einer Eigenschaftsgruppe G2 gdw. es nicht möglich ist, G1 zu ändern, ohne G2 zu ändern z.B.: G1: Bild an einem Bildschirm G2: Pixelmuster Änderung des Bildes nur durch Änderung des Pixelmusters möglich
Supervenienz in der Moral Bewertungen supervenieren (rational) über deskriptiven Eigenschaften, weil sich Bewertungen nicht (rational) ändern können, wenn sich die deskriptiven Eigenschaften nicht ändern
Supervenienz des Evaluativen/Normativen Zwei Gegenstände/Handlungen, die in ihren deskriptiven Eigenschaften identisch sind, können sich nicht evaluativ oder normativ unterscheiden
Supervenienz: Universeller Präskriptivismus versus Realismus • Realismus: Probleme zu erklären, warum die besondere Zusatzeigenschaft des Guten so stark an empirische Eigenschaften gebunden ist • UP: kann erklären, warum: a) Evaluationen so stark an empirische Eigenschaften gebunden sind b) aber zugleich aus deren Instantiierung nicht folgen
Vorteile des universellen Präskriptivismus 1) Erklärt Supervenienz des Evaluativen 2) Bietet Konzeption moralischer Begründungen: Urteilskonsistenz 3) Erklärt, warum wir ab einem bestimmten Punkt keine weiteren Argumente aufbieten können (ohne auf rätselhafte Vermögen zurück zu greifen)
Gegen den Nonkognitivismus (1) Moralische Begründungspraxis: Ziel: mehr als bloße Urteilskonsistenz Wahrheit? (2) Semantik moralischer Sätze: „Gut“ lässt sich in Sätzen verwenden, die keine Gefühle oder Wünsche ausdrücken, z.B. Konditionalsätze: „Wenn Fritz öfter Tennis spielen würde, wäre es gut, wenn er regelmäßig trainierte“
(das „Frege-Geach-Problem“)
Michael Smiths Einwand gegen das Argument der offenen Frage Die Möglichkeit, einen Begriff B durch Eigenschaften {E1…En} zu definieren, schließt nicht aus, dass die Frage, ob {E1…En} zusammen B ergeben, verständlich ist z.B.: Handlungen sind (vielleicht) als durch Absichten verursachte Körperbewegungen definierbar. Falls das richtig ist, würde es die Verständlichkeit der Frage nicht ausschließen, ob eine durch eine Absicht verursachte Körperbewegung wirklich eine Handlung ist.
Smiths Einwand gegen das Argument der offenen Frage (Forts.) Eklärung: Wir überblicken oft den genauen Gehalt von Begriffen nicht, mit denen wir problemlos im Alltag umgehen können. D.h. wir verstehen oft Begriffe (wissen, wie mit ihnen umgehen), ohne sie explizieren zu können (Wissen, dass). Somit können wir ohne Widerspruch fragen, ob eine richtige Analyse tatsächlich einen Begriff erfasst, über den wir praktisch verfügen.
Metaethischer Rationalismus 1) Das Gute ist das Wünschenswerte 2) Das Wünschenswerte ist das, was wir unter Bedingungen vollständiger Rationalität wünschen würden 3) Vollständige Rationalität: a) maximal informiert b) maximal kohärente Wünsche
Michael Smith, The Moral Problem (1994) metaphysisch
epistemisch
semantisch
Naturalismus
Kognitivismus
Deskriptivismus
Das rational Wertvoll: würde Wünschenswerte gewünscht, ist durch wenn wir kontrafaktische vollkommen Gedankenexperirational wären mente erkennbar
„X ist gut“ beschreibt, was wir wünschen würden, wäre wir vollkommen rational
Gründe für den Rationalismus 1) Kann Supervenienz des Evaluativen über deskriptiven, gut-machenden Eigenschaften auch erklären 2) Löst das Frege-Geach-Problem: -
„Wenn Fritz öfter Tennis spielen würde, wäre es gut, wenn er regelmäßig trainierte“ heißt: „… würde er regelmäßig trainieren, wenn er vollständig rational wäre“
3) Erklärt, wie wir über moralische Fragen mit Gründen diskutieren können -
ohne die Rationalität moralischer Urteile auf bloße Kohärenz zu beschränken
Gründe gegen den Rationalismus • Vermischt: – das prudentiell Gute und – das moralische Gute
• Wir scheinen nicht zu glauben, dass das moralisch Gute/Richtige für uns selber jeweils rational sein muss • Manchmal scheinen wir moralisch aufgefordert, gegen unser wohlverstandenes Eigeninteresse zu handeln • Einwand gegen das Argument der offenen Frage => zu viel Undurchsichtigkeit in unserer Begriffsverwendung
Metaethik: Primärliteratur • G.E. Moore, Principia Ethica (1903) • A.J. Ayer, Language, Truth and Logic (1936) • C.L. Stevenson, „The Emotive Meaning of Ethical Terms“ (1937) • R.M. Hare, The Language of Morals (1952) • J.L. Mackie, Ethics. Inventing Right and Wrong (1977) • M. Smith, The Moral Problem (1994)