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1 Was ist ein Management-Buy-In /-Buy-Out? Eine Existenzgründung bietet immer Chancen, sie birgt jedoch auch Risiken. Gerade in einer unsicheren wir...
Author: Käte Seidel
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Was ist ein Management-Buy-In /-Buy-Out?

Eine Existenzgründung bietet immer Chancen, sie birgt jedoch auch Risiken. Gerade in einer unsicheren wirtschaftlichen Gesamtlage kann eine Existenzgründung ein großes Wagnis sein. Viele Gründer denken daher über Alternativen nach, die den Schritt in die Selbständigkeit ermöglichen, dabei aber das Risiko in Grenzen halten. Eine solche Möglichkeit bietet sich über den Kauf eines bereits bestehenden Unternehmens, z. B. im Rahmen eines Management-Buy-In (MBI) bzw. Management-Buy-Out (MBO). Vom MBI spricht man, wenn Unternehmensanteile an externe Führungskräfte verkauft werden. Ist der Käufer bereits vor dem Kauf in der Leitung des Unternehmens tätig, so spricht man von einem MBO. Ein Unternehmenskauf hat für einen Gründer viele Vorteile. Er kann mit der gewünschten Betriebsgröße starten und auf einen vorhandenen Kundenstamm zurückgreifen. Das Unternehmen hat sich am Markt bereits etabliert und Reputation erworben. Neben der persönlichen Herausforderung und der unternehmerischen Freiheit reizt den Käufer meist die Kapitalisierung des eigenen Know-hows ebenso wie die finanzielle Perspektive, die sich aus dem Unternehmertum ergeben können. Auch für den Altunternehmer kann ein MBI/MBO eine gute Lösung sein, wenn z. B. die Nachfolgeregelung ansteht. Ein MBI/MBO ist für Familienunternehmen oft eine Alternative zum Verkauf an Dritte, wie Wettbewerber und andere. Dass diese Lösung für Deutschland hohe Relevanz hat, zeigen einige Zahlen. Derzeit sind knapp 25 % der Unternehmer in den alten Bundesländern 55 Jahre und älter. Daraus folgt, dass in den nächsten 5 Jahren ca. 370 000 Nachfolgeregelungen anstehen, davon 280 000 Unternehmen mit Umsätzen unter 500.000 €. Lediglich 50 % der Familienunternehmen schaffen die interne Familiennachfolge, 50 % werden verkauft oder liquidiert. Über zwei Drittel der Familienunternehmen scheitern in der ersten oder spätestens in der zweiten Generation. Nicht zu Unrecht zählt daher für viele Unternehmer die geglückte Nachfolge zu einer der größten Leistungen des beruflichen und unternehmerischen Wirkens. Doch auch bei einem MBI/MBO sind die Risiken sorgfältig abzuwägen. Schließlich tätigen die meisten Unternehmer einen solchen Verkauf nur einmal im Leben, und bei vielen ist das Unternehmen gleichzeitig Lebenswerk. Bei den Käufern hat die Transaktion ebenfalls bedeutenden Einfluss auf den weiteren Le1

bensweg, sie werden zu Unternehmern. Neben der sorgfältigen Prüfung und Vorbereitung benötigen beide Seiten nun vor allem Zeit, um ihre Entscheidung fundiert und überlegt zu treffen.

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Planungsphase des Management-Buy-In/-Buy-Out

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Persönliche Voraussetzungen und Vorbereitungen

Um ein Unternehmen erfolgreich führen zu können, muss der Unternehmensleiter fachlich, persönlich und kaufmännisch ausreichend qualifiziert sein. Diese drei Qualifikationsmerkmale werden z. B. geprüft, wenn mit öffentlichen Mitteln finanziert wird (s. Kapitel III.3.1: Öffentliche Mittel). Doch die Frage, ob Sie die notwendige Qualifikation vorweisen können, sollten Sie sich bereits im Vorfeld eines MBO/MBI stellen. Die fachliche Qualifikation ist meist vorhanden, da ein MBO/MBI-Kandidat normalerweise in dem Bereich Unternehmen sucht, in dem er bereits Berufserfahrung hat. Circa 75 % aller Unternehmenstransaktionen verlaufen branchenintern, die Branchenkenntnis ist also hier unabdingbar. Die kaufmännische Kompetenz hingegen muss in vielen Fällen noch erworben werden. Dies kann durch einen gezielten Schritt im beruflichen Werdegang geschehen, z. B. in die kaufmännische Leitung eines Unternehmens, so dass die gewünschten Fähigkeiten trainiert werden können. Die kaufmännische Qualifikation können Sie auch durch Seminare und andere Weiterbildungsmaßnahmen erlangen. Ideal ist eine sowohl theoretische als auch praktische Weiterbildung, z. B. eine Tätigkeit in der kaufmännischen Führung eines Unternehmens, ergänzt durch theoretische Zusatzqualifikation in Form von Seminaren und Lehrgängen. Die persönliche oder soziale Qualifikation beschreibt die Fähigkeit, Mitarbeiter zu führen und zu motivieren sowie die Fähigkeit, die eigenen Produkte vermarkten zu können. Meist sind erfolgreiche Unternehmer auch überzeugende Verkäufer ihres Produktes. Um persönliche Qualifikation zu erlangen, können Sie z. B. Rhetorik- und Verkaufstrainings besuchen, die die Grundlagen für Überzeugung in freier Rede legen und mit der Überzeugungskraft auch die Begeisterungsfähigkeit stärken. Suchen Sie außerdem Kontakt zu Menschen, die sich bereits in der von Ihnen angestrebten Position befinden. Dies ermöglicht Ihnen sowohl den Erfahrungsaustausch als auch das Festigen der erworbenen Verhaltens- und Sachkompetenz.

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Neben den genannten drei Kompetenzen sollte ein Geschäftsführer über Grundlagenwissen aus dem Steuer- und Handelsrecht verfügen. Dazu zählen vor allem die Vorschriften des GmbH-Gesetzes und des Handelsgesetzbuches. Doch auch das Aktiengesetz sollte in Grundzügen bekannt sein. Hilfreich ist die Mitgliedschaft in Organisationen, die nicht nur Standesinteressen vertreten, sondern ihren Mitgliedern konkrete Hilfestellung leisten. Auch die Finanzierung des MBI/MBO muss im Vorfeld geplant werden. Die wenigsten Kandidaten können die Finanzierung aus dem eigenen Vermögen bestreiten, so dass öffentliche oder private Finanzhilfen in Betracht gezogen werden müssen. Beide Möglichkeiten werden im Kapitel III.3 näher erläutert. 2.2

Suche nach dem passenden Unternehmen

Ist die Entscheidung für eine Unternehmensbeteiligung gefallen, sollten Sie zunächst ein MBI-Profil erstellen. Dieses Profil dient dazu, möglichen Gesprächsund Geschäftspartnern zu erläutern, welche Vorstellungen über das gewünschte Unternehmen bestehen und welche Qualifikationen Sie in die Unternehmensführung einbringen. Im Zuge der Erstellung des Profils haben Sie Gelegenheit, sich selbst über Ihre Fähigkeiten und Anforderungen Klarheit zu verschaffen. Das MBI-Profil hat also zwei Komponenten: 1) Zusammenfassung der Eigenschaften des gesuchten Objekts Unter diesem Punkt sollte kurz und übersichtlich erläutert werden, wie das gesuchte Unternehmen idealtypisch aussehen soll. Dazu gehören Angaben zu a. b. c. d.

Branche (z. B. Bauunternehmen) Jahresumsatz (z. B. 10 bis 25 Mio. €) Anzahl der Mitarbeiter Unternehmenssituation (z. B. Nachfolgeregelung aus Altersgründen, Sanierung, Spin-Off) e. Absatz-/Vertriebsgebiete (z. B. Inland, benachbartes Ausland, EU-weit oder international ohne Einschränkung) f. Aufgabengebiet, das Sie neben der Geschäftsführung selbst übernehmen wollen (z. B. Vertrieb oder Finanzwesen). Das Profil sollte einerseits aussagekräftig sein, es muss andererseits genügend Möglichkeiten offen lassen, um ein passendes Objekt zu finden.

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Besonders beim Punkt „Unternehmenssituation“ ist Vorsicht angebracht. Suchen sie ein sanierungsreifes Unternehmen, sollten Sie bereits umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet besitzen. Dies gilt z. B. für Geschäftsführer, die für einen geglückten „Turnaround“ in ihrem Unternehmen verantwortlich waren. Das Profil des gesuchten Unternehmens muss also zu Ihrem bisherigen Lebensweg passen und eine schlüssige Fortführung Ihres Berufsweges sein. 2) Bewerbung Der zweite Teil des Kurzprofils ist – zumindest im Hinblick auf Finanzinvestoren wie Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Business Angels o. ä. – die Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen mit tabellarischem Lebenslauf, Zeugnissen und einer gesonderten Zusammenstellung besonderer Kenntnisse und Erfahrungen. Auch die Nennung privater Hobbies bzw. besonderer Interessengebiete kann hilfreich sein, wenn diese zum gesuchten Unternehmensprofil passen. So kann ein nachweisbares Faible für ansprechendes Design den Einstieg in ein designorientiertes Unternehmen ermöglichen, auch wenn der bisherige Berufsweg eher technisch orientiert war. Wie hoch letztendlich die Anforderungen an einen MBI/MBO-Kandidaten sind, muss im Einzelfall betrachtet werden. Manche Investoren verlangen eine mindestens zwei- bis dreijährige erfolgreiche Geschäftsführung, für andere ist der MBI eine schlüssige Weiterentwicklung einer Person, die bisher in der zweiten Hierarchieebene tätig war. Das erstellte Profil sollte nicht in der vollständigen Form jedem Interessenten zugesandt werden. Je nach Bedarf können Sie es kürzen, insbesondere wird der „Bewerbungsteil“ umso kleiner und zweitrangiger, je mehr Kapital Sie haben, zumindest in den Kontakten mit dem verkaufenden Unternehmer. Besonders die vertraulichen Daten und Unterlagen sollten nur an Adressaten des Vertrauens gesendet werden. Zu schnell kann es sonst passieren, dass der Wunsch nach einem Unternehmenswechsel im eigenen Unternehmen bekannt wird. Im Zweifelsfall sollten Sie darauf bestehen, dass der Gesprächspartner eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet, in der er sich unter anderem zur Rückgabe Ihrer Unterlagen einschließlich eventuell gefertigter Kopien verpflichtet. Ist das MBI-Profil erstellt, können Sie im nächsten Schritt intensiv nach dem passenden Unternehmen suchen.

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